Da ich Regionalkrimis mag und immer gerne neue Autorinnen mit ihren Kommissaren und Kommissarinnen kennenlerne, habe ich mich auf „Sparifankerl“ von Susanne Rößner gestürtzt und war gespannt, wie Kommissar Sauerwein und sein Team ermitteln.
In diesem neuen Fall geht es um häusliche Gewalt, von der auch immer mehr in den Medien berichtet wird.
Im Raum Rosenheim sterben auffällig viele Männer in den besten Jahren an Herzversagen. Auch eine zweite Leichenschau vor der Kremierung bringt keine weiteren Erkenntnisse. Aber Rechtsmediziner Dr. Amadeus Dyrkhoff, immens von sich eingenommen, aber mit großen Respekt vor den Toten, hat ein ungutes Bauchgefühl. Zusammen mit seinem Team nimmt Hauptkommissar Martin Sauerwein schließlich die Ermittlungen, die sich als sehr schwierig herausstellen, auf. Bald stoßen sie auf Ungereimtheiten und auf Zusammenhänge zwischen den einzelnen Todesfällen. Doch wie ermittelt man aufgrund einer Vermutung?
Obwohl ich die ersten beiden Fälle des Kommissariats Rosenheim nicht kenne, haben sich mir nur für diesen Fall unwichtige Fragen aufgetan. Sie stacheln nur an, die ersten beiden Bücher auch noch zu lesen, was ich auch bald tun werde.
Der flotte, leichte Schreibstil hat es mir fast unmöglich gemacht, das Buch aus der Hand zu legen. Dazu eine Spannung, die sich bereits am Anfang breit macht, zwischendrin etwas an Fahrt verliert und zum Schluss zur Höchstform aufläuft. Aber auch die unspektakulären Seiten des Falles sind gefüllt mit Informationen über den nicht immer leichten Ermittlungsalltag, über Diskussionen der Ermittler über den Fortgang der Ermittlungen, so dass es auch hier für mich spannend war, lauschen zu können. Wären die Ermittlungen drastischer verlaufen, wäre vielleicht vieles unlogisch und unrealistisch geworden. So hat die Autorin hier genau den richtigen Zeitplan entwickelt.
Sehr schnell bin ich mit den Teammitgliedern Eva Neuenhoeffer, Nora Wallner, Max Hansen, der wegen des Ausfalls von Karl Holtau, der in Elternzeit ist, wieder aus der Registratur nach „oben“ geholt wurde, dem Leiter Martin Sauerwein und Evas Hackerfreundin Kristina Winter warm geworden. Auch der kurzzeitig Neue im Team Mike Rettberg gefällt mir als Typ (und auch als Mann für Eva) sehr gut und passt, wie ich finde optimal ins Team.
Beim Lesen der Einblicke in die Psyche der misshandelten Frauen habe ich manchmal mein Kopfkino ausgeschaltet, weil es mir einfach etwas zu brutal war. Für zartbesaitete Nerven ist dieser Fall nichts. Ich finde aber, man kann, nachdem man den Ausgang kennt, sehr gut über diesen Fall diskutieren. Darf es Selbstjustiz geben? Wie kann man den betroffenen Frauen besser helfen? Mitleid mit den Opfern oder den Tätern?
Aber auch der Lokalkolorit kommt wieder richtig gut raus. Zum einen durch Bilder der wunderschönen bayerischen Landschaft, die ich durch Evas und Noras Augen sehen darf und auch durch das bayerisches Genuschel von Nora, das sie wegen der Verdrahtung ihres Kiefers durch einen Bruch von sich gibt. Schee is fei scho do herunten in Bayern.
Durch das sympathische Ermittlerteam, einen Fall, der leider viel zu häufig vorkommt und in diesem Fall klasse gelöst wurde, Informationen aus dem Polizeialltag und emotionale Höhen und Tiefen, die ich hier durchlebt habe, wurde ich bestens unterhalten. Nun freue ich mich erst mal auf die ersten beiden Fälle und dann hoffe ich auf ein baldiges Wiederlesen.
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© Gaby Hochrainer, München 2017