Ein schwieriges Mutter-Tochter-Verhältnis
Annegret Wiesel, deren Tochter Riccarda vor 7 Jahren während eines gemeinsamen Urlaubs in Marokko aus dem Krankenhaus verschwunden ist, hat zusammen mit Kommissar Steffen Noack den Verein „Schattenkinder“ gegründet. Hier kümmern sie sich um Eltern, deren Kinder verschwunden sind. Auch Steffen Noack sucht seine Tochter Katharina „Kate“ seit einigen Jahren. Plötzlich steht Riccarda vor der Haustüre ihrer Mutter, drückt ihr ein kleines Bündel Mensch in den Arm, ihre kleine zu früh geborene Tochter Sofie, – und verschwinmdet wieder. Andererseits ist es nun Gewissheit, dass Riccarda lebt. Und Annegret lässt nichts unversucht um ihre Tochter zu finden. Dass sie sich damit in allerhöchste Gefahr begibt, wird ihr erst bewusst, als es fast zu spät ist.
Mit ihrem neuesten Buch hat Leonie Haubrich wieder eine Geschichte abgeliefert, die mich ab der ersten Seite durch ihre Spannung und Thematik gefangen genommen und gefesselt hat. Ich habe mich schwer getan, das Buch mal zur Seite zu legen und war enttäuscht, dass es so schnell ausgelesen war.
Ich, selbst Mutter von 2 nun schon erwachsenen Kindern, kann die Angst und die Verzweiflung, die Unruhe und die Müdigkeit von Annegret, die die Autorin sehr treffend beschreibt, sehr gut nachvollziehen. Ich habe Annegret um ihre 15-jährige Tochter, für deren Benehmen „Zicke“ noch ein Kosename ist, absolut nicht beneidet. Aber auch für Rebecca, die ohne Vater aufwächst, ist es nicht leicht ihren eigenen Weg zu finden. Da übertreibt man schon mal. In Rückblicken erfahre ich mehr über das Verhältnis von Mutter Annegret und Tochter Rebecca und lerne während des Lesens immer besser beide Seiten verstehen und kann nachvollziehen, warum sie tun, was sie tun – oder auch nicht tun.
Ich kann aber auch Kommissar Noack, der ein schon recht freundschaftliches Verhältnis mit Annegret pflegt, verstehen, wenn er sich in seiner ruhigen und umsichtigen Art nicht auf ihre Verschwörungstheorien einlassen kann oder will. Er vermisst ja ebenfalls seine Tochter. Und doch lässt er sich auf Unsicherheiten, wie es Annegret tut, nicht ein.
Mir geht es unter die Haut, wenn ich lese, wie die kleine Sofie leidet, obwohl es ihr besser als bei ihrer Oma kaum gehen kann. Aber die nervliche Anspannung macht sich gerade bei dem Baby sehr stark bemerkbar.
Die Geschichte selbst ist so gut ausgearbeitet, nachvollziehbar und das Ende sehr spannend, aber genau so, wie ich es mir gewünscht habe. Vor allem finde ich es schrecklich, wenn ich darüber nachdenke, dass solche Fälle nicht nur Fiktion sind, sondern auch heutzutage vielleicht noch vorkommen könnten. Und da steht man machtlos daneben und kann nichts tun.
Aber das solltet ihr alle selbst lesen. Meine Meinung: ein absoluter Spitzenthriller, dem ich gerne volle 5 Punkte gebe.
Leonie Haubrich Aus dem Dunkel BoD, Norderstedt ISBN 9783746061986 |
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© Gaby Hochrainer, München 2018