„Je weniger die Dinge um mich werden, umso mehr werde ich“
Alfred Firneis hat mit 2 Lyrik-Büchern den Nerv der Zeit getroffen und damit seiner Verlegerin Susanne Beckmann eine gesicherte Existenz beschert. Nun geht es dem Verlag nicht so gut und Firneis soll nachlegen. Der aber verlottert so langsam in seiner Kreuzberger Wohnung. Nach einem physischen und psychischen Zusammenbruch will aus dem Kerker seiner schlechten Gewohnheiten – saufen, zweifeln, fürchten, verzweifeln – ausbrechen und macht sich auf den Weg zu einer aus Lärchenholz gebauten Hütte in Grünbach am Elbsee in Österreich. Hier trifft er auf die Limnologin Mara, die ihm erklärt, wie die Elritzen Liebe machen – und ist ganz hin und weg.
Obwohl er sich als Ekel und irgendwie unnahbar gibt, war mir Alfred „Fred“ Firneis von Angang an recht sympathisch. Schon seine Ansage auf dem Anrufbeantworter „Bitte hinterlassen sie keine Nachricht: Ich rufe nicht zurück“ finde ich witzig und hat mich für ihn eingenommen. Ich würde jetzt gerne neben ihm und dem jungen Revierförster August mit Lederhose und Nixentatoo, den ich auch sehr mag, vielleicht weil er das genau Gegegenteil zu Fred ist, auf der kleinen Bank vor der Hütte am See sitzen und mir seine Lebensweisheiten anhören. Ich finde es rührend, wie sich Fred ohne Elektrizität und warmes Wasser versucht in der Einsamkeit einzurichtren. Freds Verlegerin Susanne kommt mir sehr egoistisch, nur auf sich und den Verlag bedacht und manipulativ vor. Mara dagegen halte ich für etwas naiv, sie lässt sich manipulieren, merkt aber noch gerade rechtzeitig, was ihr wichtig ist.
Die Geschichte ist nach Tagen aufgeteilt, und enthält anfangs auf der Hütte meist Briefen, zuerst nur von Fred an Susanne, bis sie dann auch antwortet. Gerade die Briefe lassen noch vielmehr als die vorhergehenden und die folgenden Gespräche tief in Freds Seele blicken. Hier und da schien mir die Handlung etwas verworren, fügt sich aber zum Schluss hin zu einem kompletten Ganzen zusammen.
Der Schreib- und Erzählstil ist leicht und flüssig und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Der Bucheinband weist auf Daniel Glattauers „Gut gegen Nordwind“ hin, das ich auch gelesen habe. Mir persönlich hat „Liebe unter Fischen“ noch einen Tick besser gefallen.
Ich habe die gute Unterhaltung mit nicht alltäglichen Charaktären genossen.
Rene Freund Liebe unter Fischen Wer nach den Sternen greift Hanser Verlag, München ISBN 9783552062092 |
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© Gaby Hochrainer, München 2018