Einerseits wurden mit diesem Roman »Lacroix und die Toten vom Pont Neuf« von Alex Lépic meine Erwartungen voll erfüllt, andererseits wurde ich sogar überrascht, weil sie weit übertroffen wurden. Als ich Kenntnis von diesem Buch erhielt und den Klappentext gelesen hatte, hatte ich einen in Paris spielenden Kriminalroman erwartet und gehofft, dass ich neben der Spannung von einigen Straßenzügen lesen würde, die schon von meinen Füßen getreten wurden. Dass es weit mehr wurde, ist dem Kampa Verlag zu verdanken, von dem ich ihn zur Verfügung gestellt bekam. Vielen Dank dafür.
Unter die Brücke Pont Neuf
Unter der Brücke Pont Neuf im Zentrum Paris‘ wird ein Obdachloser tot aufgefunden. Arg zugerichtet war ihm die Kehle durchgeschnitten worden. Sofort werden Kommissar Lacroix und sein Team an einen Fall von vor 30 Jahren erinnert. Damals waren drei Obdachlose an drei Tagen hintereinander mit durchschnittener Kehle aufgefunden worden. Der Täter wurde nie gefasst. Doch beim ersten gegenwärtigen Opfer wird noch an einen Zusammenhang gezweifelt. Vierundzwanzig Stunden später sieht das schon ganz anders aus. Und am dritten Tag ist das Team fast überzeugt von einem Zusammenhang mit dem alten Fall.
Was macht diesen Roman nun so besonders? Zunächst ist er eine Hommage an die Romanfigur Maigret von Georges Simenon. Wie dieser trägt auch Lacroix Mantel, Hut und Pfeife. Er wird von seinen Kollegen als Maigret auf den Arm genommen – was ihn ärgert. Und er geht in dieselben Bistros wie Maigret – auch wenn sie heute anders heißen.
ruhig und bedächtig
Der Schreibstil ist ruhig und bedächtig, es wird ermittelt und nicht actionreich durch die Straßen gejagt. Spannend bleibt der Krimi bis zum Schluss da man als Leser gedanklich jeder falschen Spur folgt wie Commissaire Lacroix. Sein Team besteht aus einer Polizistin und einem Polizisten. Er mag beide, trotz deren Ansichten, weil er auf ihre Loyalität, Zuverlässigkeit und Professionalität zählen kann. Ob der Roman von einem Mann oder einer Frau geschrieben wurde, ist schlecht zu beurteilen, denn der Name „Alex“ gibt beides her. Ansonsten ist nichts bekannt. Höchstens, dass er oder sie ein ausgesprochener Kenner von Paris ist. Denkbar wäre natürlich, dass der Roman aus dem Verlag selbst kommt, denn dort sitzen die besten Maigret-Kenner. Und wer einen echten Maigret lesen möchte, sollte mal ins Programm des Verlages schauen.
Ich habe mich im Roman sehr heimisch gefühlt, das Lesen kam einem Besuch in Paris gleich. Deshalb ist er für Paris- und/oder Krimiliebhaber einfach ein Muss. Und wer dann noch mehr hiervon haben möchte, schaue sich bitte »Lacroix und der Bäcker von Saint-Germain« und »Lacroix und die stille Nacht von Montmartre« an.
Alex Lépic Lacroix und die Toten vom Pont Neuf Kampa Verlag ISBN 9783311125006 |
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2019