Karl Valentin, in München zusammen mit seiner Partnerin Liesl Karlstadt ein gefeierter Künstler, bekommt im Jahr 1926 ein sehr lukratives Angebot aus den USA. Zwei Jahr soll er dort für Auftritte auf Bühnen und im Film einen Batzen Geld bekommen. Zur gleichen Zeit taucht in München ein Amerikaner auf, der Valentin als Double Konkurrenz macht. Wie wird sich Karl entscheiden? Wird er diesen dreisten Kerl wieder los werden? Und wenn ja, wie?
Karl Valentin und sein Doppelgänger
Durch Martin Meyers Roman lerne ich Karl Valentin als einen Mann kennen, der einerseits von den Münchnern und später auch den Berlinern wegen seiner queren Sprachakrobatik und seinen filmreifen Selbstinszenierungen geliebt wird. Der aber auch eine irre Angst vor Reisen hat, der von Zweifeln getrieben ist und sich dauerhaft einbildet krank zu sein. Dadurch steht er sich oft selbst im Weg.
Seine Partnerin Liesl Karlstadt lerne ich als eigentlich selbstbewusste Frau kennen, die es aber lange Zeit nicht schafft, sich ihrem Partner Karl als seine Zweitfrau zu entziehen. Dass die Beiden auch außerhalb der Bühne lange Jahre ein Paar waren, war mir bisher nicht bewusst.
Martin Meyer benutzt in diesem Roman eine sehr gewöhnungsbedürftige Sprache, die aber absolut zu der damaligen Zeit und vor allem zu Valentin zu passen scheint. Anfänglich hatte ich so meine Schwierigkeiten damit, was sich aber schnell gelegt hat. Man muss sich nur darauf einlassen und die manchmal eigenwilligen Wortschöpfungen einfach genießen.
Mir als Münchnerin hat dieser Ausflug in die Zeit der 20er Jahre sehr gut gefallen. Ich gehe viele Wege der Protagonisten im Geiste mit. Kann mir die übervollen Trambahnen und die vom Tabakqualm stinkenden Theatersäle sehr gut vorstellen. Sitze gemütlich in einem Kaffeehaus und lausche den neuesten Gerüchten, die sich hier wie auf´m Dorf sehr schnell verbreiten. Die Atmosphäre der damaligen Zeit kommt bei mir sehr gut an.
Als ich das düstere Cover gesehen habe, dachte ich zuerst an einen Krimi aus dem Gmeiner Verlag. Aber hier werden ja auch historische Romane verlegt. Und dies hier ist ein absolut lesenswerter. Es ist zwar kein ausgesprochener Krimi, aber spannend finde ich ihn allemal.
Eine Geschichte, halb Wahrheit, halb Fiktion, für jeden, der sich von der etwas gewöhnungsbedürftigen Sprache nicht abschrecken lässt, der sich für das Leben der beiden großen Komiker Karl Valentin und Liesl Karlstadt interessiert, der einen Ausflug ins München der 20er Jahre machen und sich einfach gut unterhalten lassen möchte.
Von mir bekommt das Buch meine Leseempfehlung und 5 strahlende Sterne.
Martin Meyer
Der falsche Karl Valentin
Gmeiner, Meßkirch
ISBN 9783839226964
© Gaby Hochrainer, München 2020
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