In „Imkersterben“ fühlt sich Kriminalkommissar Oke Oltmanns gerade gar nicht wohl in seiner Haut. Seine Dienststelle in Hohwacht hat neuerdings nur noch dienstags von 10 – 12 Uhr geöffnet; er selbst tut nun Dienst in Lütjenburg, was zwar nur 9km entfernt liegt – ist aber nicht Hohwacht. Seine Kollegin Jana Schmidt hat sich versetzen lassen und seinen neuen Kollegen Vincent Gott, ene echte Kölsche Jong, versteht er so schlecht. Dann gerät er auch noch mit dem Förster und Hobbyimker Kurt Tietjen wegen einer Wildsau aneinander, der kurze Zeit später durch einen über den Waldweg gespannten Draht ein trauriges Ende findet. Doch das wird nicht das einzige Opfer sein, das sich mit Bienen beschäftigt hat, das in Hohwacht zu beklagen ist. Hier sterben nicht die Bienen sondern die Imker. Außerdem treibt gerade eine Wohnwagenklau-Bande in der Gegend ihr Unwesen. Oltmanns, der gerade Rücken hat, und Gott haben viel zu tun…
Wieder sehr gute Unterhaltung
Nachdem ich bereits Krabben-Connection von Patricia Brandt gelesen habe, war ich sehr neugierig auf ihr neuestes Werk. Und sie hat mich auch diesmal nicht enttäuscht. „Imkersterben“ kann aber auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden, da die beiden Fälle in sich abgeschlossen sind. Im Vorgängerband habe ich ja schon einige Personen kennengelernt und mich gefreut, dass ich denen auch hier wieder begegne.
Wenn ich von dem XXL-Kommissar Oke Oltmanns lese, habe ich wie auch schon beim letzten mal den verstorbenen Pferdeflüsterer Tamme Hanken vor Augen und im Ohr. Auch den bei den Bewohnern von Hohwacht nicht so beliebten neuen Förster Kurt Tietjen und Okes neuen Kollegen aus Köln Vincent Gott habe ich schnell bildlich vor Augen. Ebenso wie alle anderen Menschen, denen ich hier begegne. Alle sind sehr bildhaft und farbig beschrieben, dass sie bald eine Stelle in meinem Kopfkino eingenommen haben.
Das Thema Bienensterben bzw. Imkern ist ja im Moment wieder sehr angesagt und hier im Buch lerne ich durch die sehr gute Recherche von Patricia Bach einiges, was ich noch nicht wusste, über die kleinen fleißigen Honiglieferanten, die Arbeit, die man mit ihnen hat, die Vermarktung des fertigen Honigs und die Beeinträchtigung durch Dünger und Monokultur. Manches regt mich zum Nachdenken an.
Trotz des ernsten Themas wird auch der Humor nicht vergessen. Ich liebe die Dialoge, vor allem hier, wenn Friesisch auf Kölner Dialekt trifft, enfach jot. Aber keine Angst – entweder man versteht, worum es geht oder es wird in einem Nebensatz einfließend erklärt bzw. es erklärt sich von selbst.
Auch die Beschreibung von Land und Leuten an der Küste kommt nicht zu kurz und fügt sich gut ins kriminelle Geschehen ein. Wobei mir die Morde rund um die Imkerei schon genug gewesen wären. Den Wohnwagenklau hätte es für mich nicht gebraucht.
Die Spannung baut sich langsam auf und hält sich auf einem mittleren Niveau, was aber das mit ermitteln und mitfiebern nicht beeinträchtigt. Und das Wichtigste – am Ende sind alle Fälle gelöst, alle Fragen geklärt und alle losen Fäden haben sich zu einem dicken Seil verknüpft.
Ich hatte mit „Imkersterben“ wieder ein paar entspannte Lesestunden mit einem interessanten Thema, spannenden Fällen, rheinisch-friesischem Humor und Menschen, die ich gerne in dieser wunderschönen Landschaft mal wiedertreffen würde.
Patricia Brandt
Imkersterben
Gmeiner Verlag, Messkirch
ISBN 9783839228333
© Gaby Hochrainer, München 2021
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