Im Roman von Jessie Greengrass heißt das Anwesen auf dem Hügel »High House«, oberhalb eines kleinen Dorfes, das vier Menschen ein Zuhause bietet, während rings herum die Welt im wahrsten Sinne des Wortes versinkt.
Jessie Greengrass und High House
Da sind Sally und ihr Großvater Grandy, der in der Gegend aufgewachsen ist und sich im Winter um die Häuser der Feriengäste kümmert, er bringt Sally alles bei, was man über das Leben am Meer und über Gartenarbeit wissen muss.
Caro und ihr jüngerer Bruder Pauly sind die Kinder der Umweltforscherin Francesca, die gemeinsam mit ihrem Mann für den Erhalt der Umwelt kämpft und dabei scheinbar die Kinder aus den Augen verliert. Francesca hat High House geerbt und sie bittet Grandy sich um das Anwesen zu kümmern, das über einen großen Obst- und Gemüsegarten, einen Gezeitentümpel und einen eigenen Wald verfügt.
Jessie Greengrass` Roman ist in meinen Augen etwas ganz Besonderes, eindringlich erzählt sie davon, wie wenig sich die Menschen dafür zu interessieren scheinen, dass die Klimakatastrophe kaum noch aufzuhalten ist, sie leben ihr Leben, Katastrophen finden in den Nachrichten statt, weit weg und die Bilder sind schnell wieder verdrängt.
Sie beschreibt das Leben, das jeder von uns gerade führt. Sei es, weil wir denken, dass der Einzelne sowieso nichts ändern kann oder weil er leugnet, dass der Klimawandel überhaupt stattfindet.
Das Hauptaugenmerk
Dann liegt ihr Hauptaugenmerk allerdings auf dem Leben auf »High House«, die vier lernen miteinander zu leben, einander zu helfen und mit den immer größer werdenden Schwierigkeiten genügend Lebensmittel zu finden und mit der Einsamkeit zu leben.
Abwechselnd erzählen Sally, Caro und Pauly von ihrem Leben auf High House und dabei erfahren wir auch viel über ihr Gefühlsleben, von den glücklichen Momenten bis zu denen tiefster Verzweiflung. Sie müssen Entscheidungen treffen, die auf den ersten Blick herzlos scheinen, doch im Rückblick mehr als verständlich sind.
Besonders Caro ist mir im Laufe der Geschichte ans Herz gewachsen, sie wurde schon früh von ihren Eltern alleingelassen, die durch die Welt reisten, um diese zu retten, sie lassen Pauly in Caros Obhut, dass sie Caro, die selbst noch nicht erwachsen ist, damit vielleicht überfordern, scheinen sie dabei zu übersehen. So ist es nicht verwunderlich, dass das Mädchen bei ihrer Ankunft auf High House, erst einmal zusammenbricht. Im Rückblick lässt sich sagen, dass Caros und Paulys Eltern ihr privates Glück vergeblich opferten. Andererseits, wenn niemand kämpft, haben alle schon verloren.
Ich kann mir kaum vorstellen, was Francesca gefühlt hat, als sie ihr bewusst wurde, dass die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten ist, dass sie dann aber alles tut, um ihre Stieftochter und ihren kleinen Sohn in Sicherheit zu bringen, ist sicherlich für alle Eltern nachvollziehbar.
Für mich ist
Und dann verschwand die Zeit
eines der wichtigsten Bücher des Jahres.
Jessie Greengrass’ Dystopie unterscheidet sich grundlegend von anderen, sie verzichtet fast vollständig auf die sonst üblichen Szenarien von Plünderern oder sich gegenseitig bekämpfenden Überlebenden, die Bewohner des High House werden nie von anderen Menschen bedroht. Solche Szenarien braucht die
Geschichte allerdings auch nicht, die Atmosphäre ist auch so beklemmend genug.
The High House“ ist eine äußerst ergreifende Lektüre, die eine dystopische Vision der Zukunft vermittelt. Die Autorin vermittelt äußerst akkurat die Welt der Charaktere und ihre Verbindungen zueinander.
Jessie Greengrass
Und dann verschwand die Zeit
Aus dem Englischen von Andrea O’Brian
KiWi, Köln
ISBN 9783462001969
© Manuela Hahn – Lesenswertes aus dem Bücherhaus, 2023
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