Aufgeschreckt durch das Bellen seiner Golden-Retriever-Hündin Laika bemerkt ein Landwirt in der Hildesheimer Börde ein Auto auf dem Weg neben seinem Winterweizenfeld. Die Hündin lässt sich von nichts abbringen und zieht den Bauern bis ins Feld hinein. Hier liegt ein kleiner Junge mit einem Teddy im Arm. Es ist insgesamt der siebte Junge, der auf diese Weise gefunden wird. Aber dieser kleine Mann hier lebt noch.
Einblicke in die Psyche von Täter und Ermittlerin
Die ambitionierte Fallanalytikerin Sophie Kaiser von der Kripo Hannover, die durch ihr Asperger-Syndrom eine ganz eigene Sichtweise auf z.B. Zusammenhänge hat, hofft das erste mal auf eine heiße Spur zum „Sandmann“, wie die Presse den Täter nennt. Und sie entdeckt einen Zusammenhang mit einer Reihe von Fällen, die schon viele Jahre zurück liegen.
Von Petra Mattfeldt habe ich schon einige Bücher gelesen, die mir sehr gut gefallen haben. Axel Petermann kenne ich als Profiler aus dem TV. Da diese beiden sich nun zusammengetan und ein Buch geschrieben haben – das musste ich einfach lesen. Dass diesem Fall bzw. den Fällen eine True-Crime-Story zugrunde liegt, macht das ganze für mich noch interessanter.
Schon im Prolog wird meine Neugier geweckt und ich bin ganz schnell mitten drin in den Ermittlungen.
An Fallanalytikerin Sophie Kaiser mit ihrem Asperger-Syndrom musste ich mich erst gewöhnen. Ich habe mich mit ihrer manchmal sehr dominanten, herrischen und fordernden Art anfangs schwer getan. Dabei ist sie eigentlich eine sympathische junge Frau. Nur wenn es um einen Fall geht, muss sich alles nach ihr richten. Und das nervt hier und da. Andererseits war es für mich sehr interessant zu lesen, wie sie an die Fälle heran geht, welche Schlüsse sie aus dem was sie sieht zieht. Oft fallen ihr Kleinigkeiten auf, die andere gar nicht bemerken oder beachten.
KOK Leonhard Michels von der Mordkommission Lübeck, mit dem sie an dem zweiten Fall zusammenarbeitet, hat ebenfalls ein Auge für Details. Vor allem lässt er sich durch Sophie nicht aus der Ruhe bringen, lässt sie machen und zieht dann ebenfalls seine Schlüsse. Zwei sehr unterschiedliches Charaktere, die aber beim ermitteln sehr gut zusammen passen. In der hinteren Buchklappe werden die Beiden kurz vorgestellt, was mir sehr gut gefällt. Ich bekomme dort schon einen kleinen Einblick in ihre Persönlichkeiten.
Der Fall der verschwundenen Jungs hat mich emotional sehr mitgenommen, da ich immer daran denken musste, dass er an einen wahren Kriminalfall angelehnt ist. Aber auch der Mord in Hannover, wo ein Mann seine Frau, die beiden Kinder, seine Schwiegereltern und dann noch sich selbst erschießt, hat mich stark mitgenommen. Ich hatte zwar bald den Verdacht, dass die beiden Fälle irgendwie zusammenhängen könnten. Habe aber noch nicht absehen können, in welche Richtung sich das entwickelt.
Dieser erste Fall des Autorenduos Mattfeldt/Petermann bietet zwei interessante Fälle; der Spannungsbogen hält sich durchgängig sehr hoch; die neuen Ermittler haben ihre Ecken und Kanten und auch mehr oder weniger ein Privatleben; die Ermittlungen leben, was ich richtig gut finde, in der Hauptsache von der operativen Fallanalyse; und ich bekomme immer wieder eindringliche Einblicke in die Psyche des Täters. Beide Fälle konnten schlussendlich aufgeklärt werden und ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.
Ich habe mit gelitten, mit gefiebert, mit ermittelt und kann immer noch nicht glauben, zu was ein Mensch alles fähig ist. Wie er aber auch weiter leidet, wenn er dieser psychischen Gewalt einmal ausgesetzt war.
Ich hoffe sehr, dass es bald einen nächsten Fall gibt, wo es wieder um das Böse im Kopf geht.
Petra Mattfeldt / Axel Petermann
Im Kopf des Bösen – Der Sandmann
Blanvalet
ISBN 9783764508319
Rezension von
© Gaby Hochrainer, München 2023
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