»Was verborgen ist« von Stacy Willingham ist ein Psychothriller um die Mutter Izzy, der nur so von Geheimnissen und Wendungen strotzt. Er bleibt damit nicht hinter »Das siebte Mädchen« zurück.
In einem guten Roman ist es so, dass man das, was man am Anfang liest, für oberflächlich und banal hält, angesichts der Überraschung und Tragweite, die die fortschreitende Geschichte noch offenbaren wird.
364 Tage sind vergangen, dass der Sohn Mason verschwunden ist. Seine Mutter Isabelle geht von einer Entführung aus. Die Ehe mit dem Vater Ben ist zerbrochen. Ben glaubt, dass Mason tot ist und hat inzwischen eine neue Beziehung aufgebaut, die ihm über den Verlust hinweghilft.
Izzy sucht weiterhin nach dem verschwundenen Sohn. Sie will dafür sorgen, dass er im Gespräch bleibt und die Polizei ihre Ermittlungen keinesfalls einstellt. Das macht sie, indem sie öffentlich auftritt und Vorträge hält. Immer, wenn sich eine Möglichkeit bietet, über das Verschwinden ihres Sohnes zu erzählen, nimmt sie diese wahr.
Ben war schon immer gut darin, sich bei allen beliebt zu machen – er wusste immer, was er sagen musste und wann, und in Gesellschaft bewegte er sich entspannt, selbstbewusst und mit sicherer Hand, was die Menschen magnetisch zu ihm hinzuziehen schien. Kinder fallen auf so etwas allerdings nicht herein. Sie scheinen immer zu spüren, was uns Erwachsenen entgeht.
»Was verborgen ist«
aus der Perspektive von Isabelle – genannt Izzy
Stacy Willingham erzählt den Thriller aus der Perspektive von Isabelle. So, wie Isabelle immer wieder von neuen Enthüllungen überrascht wird, werden auch die Leser überrascht. Immer wieder bröckelt etwas von den Geheimnissen ab.
In der Rückblende wird eine Geschichte erzählt, die vielleicht für eine Erklärung sorgt. Und dann stellt sich heraus, dass Izzy schlafwandelte, immer schon, auch als Kind. Selbst ihre jüngere Schwester hatte Angst vor ihr, wenn sie nachts durch die Wohnung geisterte.
Vieles stimmt plötzlich nicht mehr, was man bis dahin für stimmig und plausibel gehalten hat. Stacy Willingham ist eine Meisterin darin, die Leser mit falschen Informationen zu füttern. Wenn die Protagonistin davon aus ausgeht, dass etwas richtig ist, so möchte man ihr unbedingt zustimmen. Bis dann …
Es macht unheimlich Spaß, sich in diesem Roman zu vertiefen. Ich habe ihn sehr gerne gelesen und kann ihn nur empfehlen.
Stacy Willingham
Was verborgen ist
Aus dem Amerikanischen von Alice Jakubeit
Rowohlt Verlag, Hamburg
ISBN 9783499006692
Rezension von:
© Detlef Knut, Düsseldorf 2022
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