Nora Köhler, 29, packt gerade die letzten Kisten für den Umzug zu ihrem Freund Markus, der in München schon seine neue Arbeitsstelle angetreten hat, als er anruft und fragt, ob sie den Brief, den er ihr geschrieben hat, schon bekommen hat. Als sie den aus dem Briefkasten holt und öffnet, zieht es ihr den Boden unter den Füßen weg. Markus will eine Auszeit um herauszufinden, ob ihre Liebe für eine gemeinsame Zukunft noch ausreicht.
Die Liebe siegt in »Muschelträume«
Nachdem sie sich beruhigt hat, beschließt Nora in dieser Liebespause mal wieder etwas für sich selbst zu tun und erinnert sich an die wunderschöne Zeit, die sie während ihrer Ausbildung an der Ostsee verbracht hat. Sie will den Gendarmenpfad dort oben abwandern. Hätte sie doch nur vorher ihre Wanderschuhe eingelaufen, die ihr schon nach der ersten Etappe einen Strich durch die Rechnung machen. In dem kleinen Gasthaus, wo sie übernachten wollte, trifft sie auf Bent, der sie zurück nach Flensburg mitnimmt. Wenn dieser attraktive Mann nur nicht so unsympathisch wäre.
In ihrer neuen Küstenliebe-Reihe nimmt mich Autorin Svenja Lassen, die ich mit diesem Buch erst kennenlerne, mit nach Flensburg, an die Ostsee und auf die idyllische Halbinsel Holnis. Hier gibt es so viele Momente, wo ich gedacht habe: Hach, da möchte ich auch mal hin. Mein Kopfkino hatte allein mit den Landschaftsbildern, die mir die Autorin in den Kopf pflanzt, sehr viel zu tun.
Auf der vorderen Coverinnenseite bekomme ich eine Skizze vom Norden Deutschlands, wo die Orte, die ich im Buch kennenlerne, eingezeichnet sind.
natürlich, sympathisch und mutig – Nora
Nora hat sich mit ihrer natürlichen, sympathischen und auch mutigen Art sofort einen Platz in meinem Herzen erobert. Ich fand es toll, dass sie sich dem Schmerz, den der Brief verursacht hat, nicht hingegeben, sondern für sich positiv wenn auch sehr spontan gehandelt hat. Einen Menschen wie sie als Freundin an der Seite zu haben ist eine echte Bereicherung. Da kann ich auch ihre Freundin Janine verstehen, die den Umzug an die Ostsee zuerst gar nicht verdauen kann. Und Lara hat ihre Freundin nun ganz nah bei sich.
Ihr Freund Markus dagegen wurde mir in der kurzen Zeit des Kennenlernens immer unsympathischer. Egoistischer geht’s ja fast nicht. Und auch noch lügen…
Auch bei Bent hat es eine Zeit gedauert, bis ich hinter seine Fassade schauen durfte um zu erkennen, was sich hinter dem vorscheinlichen Lebemann verbirgt. Dass er ein „Geheimnis“ hütet, hatte ich mir schon gedacht. Aber er hat sich in meinem Herzen dann doch noch an die Seite von Nora gesellt.
Auch wenn mir sehr schnell klar war, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln würde, war ich durch den bildhaften Erzählstil von Svenja Lassen dauerhaft gefesselt. Sie greift hier nicht nur zu einer Liebesgeschichte sondern nimmt mich auch mit auf einen Selbstfindungstrip, stellt die Unabhängigkeit der Frau in den Fokus und stellt hintergründig Fragen zum Beziehungsstatus, die auch ich mir manchmal stelle. Aber alles so locker und leicht, dass es Spaß macht, sich sogar über solch eher ernste Themen Gedanken zu machen.
Was es mit dem Muschelträumen auf sich hat, erfährt man auch beim Lesen der Geschichte. Eine wunderschöne Idee.
Ein absolut gelungener Wohlfühlroman in einer traumhaft schönen Kulisse mit ganz viel Liebe, Freundschaft, Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft, der zwar zum Nachdenken anregt, mich vor allem sehr gut unterhalten hat.
Svenja Lassen
Muschelträume
Blanvalet, München
ISBN 9783734112225
Rezension von
© Gaby Hochrainer, München 2023
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