Wolfgang Wissler: „Straffers Nacht“

Wolfgang Wissler’s Roman „Straffers Nacht“ ist ein eindringliches Werk, das uns in die dunkelsten Ecken der deutschen Geschichte führt und uns zwingt, uns mit den Schatten der Vergangenheit auseinanderzusetzen.

„Straffers Nacht“ – Erinnerung an die Gräueltaten des Nationalsozialismus

In einer Zeit, in der die Erinnerung an die Gräueltaten des Nationalsozialismus allmählich zu verblassen droht, ist dieses Buch ein dringend benötigter Weckruf.

Die Geschichte folgt Erich Straffer, einem ehemaligen SS-General, der unter Hitler eine schreckliche Vergangenheit hinter sich hat. Nach 20 Jahren streift er als Nachtwächter durch düstere Fabrikhallen, während die Bundesrepublik Deutschland im Wirtschaftswunder und Wiederaufstieg glänzt. Doch für Straffer sind diese Entwicklungen suspekt.

Er wartet auf seine Bestrafung, die jedoch nie kommt. Diese Tatsache zerrüttet ihn und wirft eine wichtige Frage auf: Wie können ehemalige Nazis in der jungen Bundesrepublik Karriere machen und wichtige Positionen einnehmen?

Straffer ist ein Feigling, der sich aus Angst vor der Entdeckung seiner Nazivergangenheit versteckt, indem er nachts als Nachtwächter arbeitet und tagsüber in einer zu kleinen Wohnung verweilt. Es ist schockierend, dass er keinerlei Reue für seine Gräueltaten empfindet und einzig bedauert, dass das Nazi-Regime den Krieg verloren hat.

schonungslose Ehrlichkeit

Wissler führt uns mit schonungsloser Ehrlichkeit durch diese düstere Geschichte. Er beschönigt nichts und zeigt uns, dass Straffer und seine ehemaligen Kumpane nichts anderes als Kriegsverbrecher und Massenmörder sind. Sie warteten darauf, dass das 1000-jährige Reich wieder auferstehen würde, um ihre schrecklichen Taten fortzusetzen.

Wissler thematisiert auch die erschreckende Vorstellung, dass in den 60er Jahren jeder, den man zufällig traf, jeder Nachbar und jeder Verwandte im passenden Alter ein Kriegsverbrecher hätte sein können. Er deckt auf, dass sogar die Helden der Leinwand glühende Verehrer Hitlers waren und ihre Karrieren nach dem Krieg einfach fortsetzten, als wäre nie etwas geschehen.

Niemand schien etwas zu wissen oder zumindest so zu tun. Insgesamt ist „Straffers Nacht“ von Wolfgang Wissler ein erschütterndes Buch, das eine wichtige Botschaft über die Notwendigkeit der Erinnerung und des Widerstands gegen rechte Tendenzen übermittelt. Es ist ein Werk, das uns daran erinnert, dass die Schatten der Vergangenheit nicht verblassen dürfen und dass wir niemals die Gräueltaten des Nationalsozialismus vergessen dürfen.

Ein beeindruckendes Werk, das tief unter die Haut geht und uns zum Nachdenken anregt.

© Manuela Hahn – Lesenswertes aus dem Bücherhaus, 2023
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