«Nacht der Verräter»: Max Bauer ist Polizist, inzwischen aber nur noch im Innendienst tätig, weil er ein sehr traumatisches Erlebnis während eines Einsatzes hatte. Gerade ist er mit seiner Ehefrau und deren angenommener Tochter einige Tage in den Niederlanden, um dort Urlaub zu machen.
Auf dem Rückweg legen Sie einen kleinen Zwischenstopp ein, um ein Set Lautsprecher mit nach Düsseldorf zu nehmen, die er seinem „Onkel“ vorbeibringt, denn der hat einen Laden in Düsseldorf für hochwertige HiFi-Geräte und Musikinstrumente.
«Nacht der Verräter» – mal etwas anderes von Horst Eckert
Einige Tage später gehen Max und seine Frau auf die Geburtstagsfeier seines Stiefbruders. Julia, Max’ Frau, möchte überhaupt nicht gerne mitgehen, überwindet sich aber doch, Max zuliebe. So richtig kommt sie mit dem Grund für ihr Missbehagen nicht raus, aber es gibt ohnehin Dinge, über die Julia mit Max nie spricht. Auch Dinge aus ihrer Vergangenheit sind ein Tabu. Max hat das so akzeptiert und lebt damit. Julia und die nun gemeinsame Tochter sind es ihm absolut wert, hat Julia ihn doch nach dem schweren Unfall aus seinem mentalen Tief gezogen.
Max hat Julia versprochen, nicht zu lange auf der Party zu bleiben, damit sie sich nicht unwohl fühlt, doch als er sie sucht, findet er sie nirgends. Julia ist spurlos verschwunden. Was ist passiert? Wo ist sie hin? Hat es etwas mit den vermeintlichen Verfolgern zu tun, die Julia auf der Heimfahrt aus Holland bereits glaubte, bemerkt zu haben … ?
Mein erster Gedanke war: „Was ist das für ein Cover? Das passt überhaupt nicht in die Reihe, mit diesem knalligen Rot.“ Das hatte sich dann aber schnell aufgelöst, denn mir fiel bereits nach Seite 1 auf, dass dieses Buch nichts mit der Melia/Vincent-Reihe zu tun hat.
Mein zweiter Gedanke war: „Warum ist die Schrift so groß und die Kapitel so extrem kurz?“ Daran sollte sich auch im Verlauf des Buches nichts ändern. Die Kapitel waren wirklich kurz und die Seiten recht „leer“, somit wirkt das Buch für mich künstlich länger und dicker gemacht.
Die Handlung ist spannend, die Verwicklungen zwischen der Familie, ob der direkten oder der Stief-Familie finde ich auch recht gut. Das Thema Drogenschmuggel ist offensichtlich ebenso wie die Macro-Mafia wieder topaktuell. Ich hatte noch nichts davon gehört, aber eine kleine Suche im Internet ließ mich da auf so einiges stoßen.
Was ich sehr gut fand war, dass der Protagonist einer der Polizisten ist, die im Einsatz durch den Prepper in Ratingen-West schwer verletzt wurden. Dieses Thema hatte ich verfolgt, da ich genau dort aufgewachsen bin und mich das sehr getroffen hatte. Diese Passagen inkl. Hintergründe und Nebeninfos gefielen mir sehr.
Andere Stellen wiederum haben mich ein bisschen genervt, z.B. dass die kleine Tochter immerzu der „kleine Engel“ oder „Engel“ war. Ich kenne keine Eltern, die ihr Kind immerzu „Engel“ nennen oder es so bezeichnen. Das kam für mich sehr unglaubwürdig rüber. Aber etwas in der Art hatte ich auch zum letzten Teil der Melia / Vincent-Reihe schon angemerkt.
Alles in allem fehlte mir in «Nacht der Verräter» dennoch etwas. Die Politik? Die gut recherchierten politischen Machenschaften und absoluten (auch länderübergreifenden) Verwebungen, einem großen Spinnennetz gleich, die man von Horst Eckert gewohnt ist?
Sicherlich bin ich durch das Buch geflogen und mir gefiel es auch, aber es bleibt irgendwie ein Nachgeschmack zurück, dass hier zwingend in diesem Jahr noch ein Roman auf den Markt gebracht werden musste.
Fazit:
Es handelt sich bei «Nacht der Verräter« ganz klar um einen guten Thriller, der rasant ist und auch fesselt, aber irgendwie fehlte mir dennoch der sonstige typische „Eckert“(-Biss?).
Horst Eckert
Nacht der Verräter
Heyne Verlag, München
ISBN 9783453429413
© Marion Brunner – Buchwelten, 2024
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