Zu allererst hat mich das Cover angezogen, bei dem ich zweimal hinschauen musste, um die beiden zerrissenen Gesichter zu erkennen.
Gänsehautfeeling! – Narbensohn
Ein romantischer Thriller – wie soll das denn gehen? Diese Frage wollte ich mir beim Lesen des Buches beantworten. Ich habe es nicht bereut – es geht wirklich und sogar ganz gut.
Helena Weiß möchte Gefangenen eine Stimme geben und interviewt in einer JVA für ein Buch zuerst Kleinkriminelle, dann einen Mörder, Liam Winterfeld. Er zieht sie mit seinen stahlblauen Augen sofort in seinen Bann. Da er einen Großteil seiner Strafe abgesessen hat, kommt er bald auf Bewährung frei. Es bleibt nicht aus, dass sich Helena und Liam auf der Straße begegnen – unter sehr negativen Bedingungen. Und um nicht wieder einsitzen zu müssen, entführt Liam Helena in eine einsame Hütte im Wald.
Wie gefährlich ist dieser gewaltbereite junge Mann? Was hat er mit der jungen Frau vor? Helena versucht alles um ihn davon zu überzeugen, dass die Liebe alles schaffen kann. Immer wieder zeigt sie Liam, was es heißt geliebt zu werden.
Den ersten negativen Eindruck vom Buch hatte ich, als ich es in Händen hielt. Es ist, obwohl es nur 400 Seiten hat, sehr schwer und unhandlich. Was ich aber beim Lesen fast vergessen habe.
Helena und Liam, zwei Protagonisten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Beide sind sehr tiefgründig, menschlich und klar gestaltet, haben ihre Fehler, Schwächen und Stärken, die hier sehr gut rüberkommen. Beide durchleben auch eine Wandlung, die mir sowohl bei Liam als auch bei Helena sehr gut gefallen hat.
Liam, den seine Kindheit stark geprägt und ihm zu dem gemacht hat, was und wie er heute ist, öffnet sich langsam und lässt Gefühle zu. Er ist mir trotzdem etwas zu böse und zu attraktiv.
Helena, die alles versucht um aus dem Bad Boy einen „normalen“ Mann zu machen, war mir teilweise zu naiv und zu gutgläubig. Wenn ich bei einem Interwiev den Unterschied zwischen Mord und Totschlag nicht kenne, passt für mich etwas nicht.
Die wenigen weiteren Protagonisten wie Helenas Vater und ihr Bruder Florian, Daniel, Anna und Caleb werden ebenfalls sehr gut vorstellbar gezeichnet, haben ein Herz und eine Seele, und waren mir jeder auf seine Weise von Anfang an sehr sympathisch. Ganz im Gegensatz zu Balthasar und Markus, zwei derart widerliche Typen.
Alle lassen mich tief in ihre Seelen blicken, was beim Lesen nicht immer ganz leicht zu ertragen war.
Die Geschichte an sich greift ein sehr brisantes und immer wieder aktuelles Thema auf: Kindesmissbrauch. Da die Autorinnen die Geschehnisse sehr lebhaft, direkt und klar beschreiben, sowohl in der Vergangenheit von Liam, als auch in der Gegenwart, hatte ich mehr als einmal Gänsehaut und traute mich fast nicht weiter zu lesen. Es hat mich schon sehr mitgenommen.
Ab der ersten Seite haben es die beiden Autorinnen geschafft, mich total in die Geschichte hineinzuziehen und und zu fesseln. Bei den kurzen Kapiteln habe ich immer wieder gedacht: Ach nur eins noch. Aber zum Weglegen des Buches musste ich mich immer wieder zwingen.
Ein starkes Cover, eine fesselnde Geschichte zwischen Liebe und Gewalt, brutal, romantisch, leidenschaftlich, tiefblickend, die unter die Haut geht und Gänsehaut erzeugt. Ich habe die letzten Lesestunden sehr genossen. Nun warte ich sehnsüchtig auf eine Fortsetzung.
Mika D. Mon Narbensohn Einstrom Verlag, ISBN 9783961117208 |
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Rezension von
© Gaby Hochrainer, München 2018
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