Da ich die ersten beiden Bücher der Autorin kenne und von denen schon ganz begeistert war, war ich ganz gespannt auf dieses neue Buch. Und ich wurde wahrlich nicht enttäuscht.
Auch diesmal ist der Mittelpunkt der Handlung wieder Martinsfehn, ein kleiner fiktiver Ort in Ostfriesland. Hier lebt Cord Cassjen mit seiner jungen Frau
Silvana. Beide sind nach der Geburt ihres Sohnes Caspar überglücklich. Doch leider leidet die junge Mutter nach ein paar
Tagen an einer postnatalen Depression. Als Cord Cassjen erschossen in seinem Sessel gefunden wird und Silvana und das Baby verschwunden
sind, beginnen Nola van Heerden von der Kripo in Leer und ihr Kollege Renke Nordmann aus Martinsfehn mit den Ermittlungen. Werden sie den
Täter und Silvana mit dem Baby finden?
In diesem dritten Fall für die sehr sympathischen Ermittler Nola van Heerden und Renke
Nordmann habe ich mich sofort wieder heimisch gefühlt. Auch wenn man
die ersten beiden Bücher nicht kennt, hat man keine Schwierigkeiten
sofort in die Handlung einzutauchen. Um die Ermittler jedoch von
Anfang an besser kennenzulernen ist es hilfreich, die Bücher der
Reihe nach zu lesen. Kleine private Details lassen aber auch diesmal
das private Bild der Ermittler weiter wachsen und sie fühlen sich
wie gute Freunde an. Jeder hat sein Päckchen zu tragen: Renke
trauert immer noch um seine verstorbene Frau und Nola hat Scheu, sich
wieder auf einen Mann einzulassen.
Die Geschichte an sich ist von Anfang an so spannend, dass ich Mühe hatte, das Buch mal aus
der Hand zu legen.
Eine nach außen so vorbildhafte Familie, in der
jeder, bis auf die junge Tineke, alle ihre Geheimnisse haben und ihre
Machenschaften zu vertuschen versuchen. Neben dem Mordfall und dem
Verschwinden von Silvana und dem Baby decken die Ermittler im Laufe
ihrer Recherchen weitere Ungeheuerlichkeiten auf. Immer neue
Verdächtige tauchen (für mich) auf. Jeder wird unter die Lupe
genommen. Aber der Autorin gelingt es immer wieder mich von meinem
Täter und seinem Motiv und meiner Theorie über den Hergang
abzubringen und mich total zu verwirren.
Ich liebe es, so an der Nase herum geführt zu werden und mit ermitteln und mitfiebern zu
können. Der Fall ist sehr akribisch aufgebaut und absolut schlüssig
und für mich nachvollziehbar gelöst. Mit diesem Ende hatte ich
nicht gerechnet.
Aber nicht nur die Spannung, die ab der ersten Seite sehr hoch ist und bis zum Schluss
erhalten bleibt, haben mich überzeugt, sondern vor allem auch die
sehr unterschiedlichen Protagonisten. Alle haben ihre Stärken, aber
auch Schwächen, Unzulänglichkeiten und Fehler. Durch ihre
Gesprächen, durch ihre Gedanken und durch eine sehr menschliche
Beschreibung seitens der Autorin lerne ich sie im Laufe des Buches
immer besser kennen. Es fällt mir meist nicht schwer meine
Sympathie- oder Abneigungspunkte zu vergeben.
Auch der dritte Fall für Nola van Heeren und ihren Kollegen und gute Freund Renke Nordmann hat
mich restlos überzeugt und mir spannende Lesestunden beschert.
Vielen Dank Barbara Wendelken für dieses tolle Buch, das zu den
absoluten Highlights meines Krimijahres zählt.
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© Gaby Hochrainer, München 2016