Eine neue, fantasievolle Interpretation der Rattenfänger-Sage
Um seine durch Trunkenheit und Gewaltexzesse verkorkste Ehre wieder herzustellen, macht sich Ritter Richard von Calenstein mit seinen beiden Söldnern Ado und Odulf auf die Suche nach den vom Rattenfänger aus Hameln entführten Kinder. Unterwegs wird er immer wieder von Fantasien und Dämonen geplagt und sieht sich mit seinen schlimmsten Alpträumen konfrontiert.
Was ist hier noch Realität und was entspringt der Fantasie des durch die Trunksucht stark in Mitleidenschaft gezogenen Geistes von Ritter Richard? Die Frage habe ich mir beim Lesen dieser Interpretation der Rattenfängersage immer mal wieder gestellt.
Märchen mit verschiedenen Wendungen
Ich habe diese Geschichte für mich selbst als Märchen mit verschiedenen Wendungen interpretiert. Richard, der auch nach einer Zeit ohne Alkohol seine Gefühle und Wutausbrüche nur schwer unter Kontrolle bringt, ist mir mit seinen Gedanken und Spinnereien weitgehend fremd geblieben. Ich denke, dass seine Dämonen aus seiner Sucht herrühren, bzw. habe ich es mir wie einen Entzug vorgestellt, der ihn auf seiner Suche nach den Kindern heimsucht.
Bei Ado und Odulf ist die Furcht, die sie zeitweise gegenüber ihrem Herrn spüren sehr gut dargestellt. Bei Bürgermeister Gruelhot aus Hameln habe ich nicht verstanden, warum er Richard so wenig Unterstützung angedeihen lässt.
Die extra große Schrift hat meinen Augen beim Lesen sehr gut gefallen. Was mich ein bisserl gestört hat, sind die hier und da fehlenden Satzzeichen und die doppelten Wort, die immer wieder vorkommen und den Lesefluss bei mir gestoppt haben.
Wer sich für historische, neu interpretierte Abenteuergeschichten mit einem Hang zu Phantasien begeistert, der ist hier genau richtig. Meinen Geschmack hat die Geschichte nicht ganz getroffen.
P. J. Berger
Der Rattenfänger von Hameln
tredition
ISBN 9783347296169
Rezension von
© Gaby Hochrainer, München 2021
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