Es ist der 23. Dezember und erwartungsgemäß ist überall die Hölle los. Esther macht ihrem Mann Martin und den Kindern letzte Ansagen, was noch alles zu tun ist, packt das Geschenk für ihre Schwester ein, nimmt die Flasche Wein und setzt sich ins Auto. Sie will nur nachschauen, ob es ihrer Schwester gut geht; ob sie auch brav ihre Tabletten nimmt.
Schwestern für immer
Ihr Schwester Sue, die in einer 10-Zimmer-Villa abgelegen mitten im Wald lebt, ist auf den Besuch nicht eingerichtet. Sie will ihre Schwester Esther nicht hier haben und so schnell wie möglich wieder los werden. Doch dann entspinnt sich ein Gespräch, wie sie es noch nie geführt haben. Alles, was den Beiden auf der Seele liegt, kommt aufs Tablett und vor allem, sie hören sich zu. Bis …
Das solltet ihr selbst lesen.
Autorin Judith Merchant lässt ihre beiden Protagonistinnen Esther und Sue ihre Geschichte jeweils in der Ich-Form erzählen. Nach ca. einem Drittel kommt auch Esthers Mann Martin zu Wort und erzählt die Dinge aus seiner Sicht. So muss ich mich mit dem jeweiligen Erzähler und dessen Emotionen und Gefühlen direkt auseinander setzen. Da die Erklärung sehr unterschiedlich sind, war es für mich lange Zeit schwierig zu beurteilen, wessen Sicht ich Glauben schenken kann. Durch die Rückblenden in die Vergangenheit bzw. Kindheit der Schwestern beginnt sich mein Bild der Beiden zu vervollständigen. Nachdem ich auch die Sicht von Martin kenne, wurde mir schnell klar, dass Esther keine wirklich einfache Person ist. Sie leidet unter einem Kontrollzwang, den sie sowohl bei ihrer Familie als auch bei ihrer Schwester auslebt. Warum das so ist, scheint auch in ihrer Kindheit zu liegen, bei einem Erlebnis, das auch mich etwas verstört hat.
Vor meinem inneren Augen tauchen mit Schnee bedeckten Hügel, Wege und Wälder auf, die ich mir dank der genauen Beschreibungen auf Esthers Autofahrt in den Wald sehr gut vorstellen kann. Auch als die beiden Schwestern am Tisch sitzen, habe ich sie dauernd vor Augen. Judith Merchant versteht es sehr gut, Bilder entstehen zu lassen, die sich dann festsetzen und nach hallen.
Sehr gut eingefangen finde ich auch die negativen Gefühle, die bei Esther entstehen, da es kein Handynetz gibt und das Haustelefon kaputt ist. Dazu der Schneesturm und der nicht gewohnte Alkoholkonsum der Schwestern. Dann kommt es zu einem Vorfall, den ich so nicht habe kommen sehen.
Nach einem Ende, das für meinen Geschmack etwas zu viel Happy End hat, lässt mich dieser Psychothriller von Judith Merchant dann doch noch entspannt und sehr gut unterhalten zurück.
Judith Merchant
Schweig!
KiWi, Köln
ISBN 9783462001334
Rezension von
© Gaby Hochrainer, München 2021
Der Beitrag enthält Affiliate-Verknüpfungen.
Bücher, die gefallen
Noch mehr?
In diesem Artikel sind Partner-Links (Affiliate) enthalten. Durch einen Klick darauf gelangt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir eine kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Danke für eure Unterstützung!
Ein Teil der rezensierten Produkte wurde von den Verlagen dankenswerter Weise kostenlos zur Verfügung gestellt.
Ein Kommentar