Das Schiff schwankt, aber geht nicht unter.
Motto des Romans
In »Die Reise nach Paris« gibt Louise Penny dieses Motto vor. Es zieht sich durch den gesamten Roman. Wenn man manchmal denkt, dass es für Chief Inspector Armand Gamache dieses Mal nicht gut ausgehen wird, sollte man sich an das Motto erinnern.
Eine Reise nach Paris, die nicht nur Freude bringt
Wie für Louise Penny üblich, nähert sich dieser Roman überaus bedächtig den Elementen eines Krimis an. Doch es wird ein spannender und rätselhafter Wirtschaftskrimi. Versprochen!
Gamache ist mit seiner Frau Reine-Marie gereist, um die Geburt eines weiteren Enkels zu erleben und zu feiern. Beide Kinder von Armand und Reine-Marie leben inzwischen in Paris. Der Mann von Annie – Jean-Guy – hatte vor Monaten einen Job in der Wirtschaft bekommen und die Kripo in Quebec verlassen. Er war jahrelang Partner von Armand, Schwiegersohn und Ziehsohn.
Ziehsohn war Jean-Guy schon vor vielen Jahren geworden, weil der leibliche Sohn Daniel nichts von seinem Vater wissen will. Beide Eltern wissen nicht, warum Daniel eine Mauer um sich aufbaut, sobald er auf seinen Vater trifft. Aber der hat es in all den Jahren nicht geschafft, diese Mauer einzureißen. Auch Daniel lebt mit seiner Familie in Paris, als Banker für Risikokapital.
Die Reise nach Paris
Ein spannender Paris-Roman, bei dem es um heikle Themen in der Familie des Leiters der Mordkommission der Sûreté du Québec und der globalen Wirtschaft geht.
Wirtschaftsthemen sorgen für Unruhe
Als die gesamte Familie eines Abends nach dem gemeinsamen Essen auf die Straße tritt, rast ein Lkw durch sie hindurch. Viele können ausweichen, jedoch Armands Patenonkel – Stephen Horowitz – wird erwischt. Im Lichterglanz des Eiffelturms wird er schwer verletzt. Gamache ist sich sicher, dass das kein Unfall war.
Während der millionenschwere Patenonkel im Koma liegt, zapft Armand seine Verbindungen zur Pariser Polizei an und versucht, sie davon zu überzeugen, dass es sich um einen Mordversuch gehandelt hat und sie in dieser Richtung ermitteln müssen.
Parallel beginnt er mit seinem Schwiegersohn, dem ehemaligen Leiter der Kripo in Quebec, zu ermitteln. Der Sumpf, den sie austrocknen müssen, kann kaum grösser sein. Sie decken Geheimnisse des Patenonkels auf, die sie so nicht erwartet hatten. Und auch die Firma, für die Jean-Guy jetzt arbeitet, steckt tief im Dreck.
Ja, es war sehr viel wichtiger, ein guter Vater zu sein als ein guter Sohn.
Gedanken von Armand Gamache
Nebenbei versucht Armand das Verhältnis zu seinem Sohn Daniel zu kitten. Aber es scheint immer schlechter zu werden, denn Daniel scheint jeden Satz seines Vaters misszuverstehen.
Schließlich wird die gesamte Familie dermaßen in den Fall hineingezogen und bedroht, wie sie es noch nie erlebt hatten, obwohl Gamache immer schon als Polizist in Gefahr war.
Rasante Jagd nach den Tätern
Louise Penny hat es mit den Ingenieuren und so wundert es nicht, dass es wieder sehr technisch wird. Gemächlich fängt es mit der Familie an und die Leser werden mit allen bekannt gemacht. Andere Romane mit Armand Gamache sind absolut nicht notwendig, um diesen Roman zu verstehen. Man nimmt den Status so, wie er ist und kann sich erfreuen, dass er auch in der heutigen Zeit, etwa in den 2010er Jahren spielt.
Die Ermittlungen drehen sich um vieles und führen die Leser in die irre, denn Louise Penny hat tief gegraben, um den Figuren eine Biografie zu geben.
Mit jeder Seite, die man umblättert, wird man tiefer in das Geschehen gezogen. Bis es am Ende ziemlich nervenaufreibend und voller Action wird.
Selbst dem Pariser Flair hat die Autorin viel Aufmerksamkeit geschenkt, was ihn nicht zuletzt zu einem Paris-Roman werden lässt, den ich sehr gerne gelesen habe.
Louise Penny
Die Reise nach Paris
Aus dem Englischen von Gabriele Stumpf und Andrea Werbeck
Kampa Verlag, Zürich
ISBN 9783311120506
Rezension von:
© Detlef Knut, Düsseldorf 2023
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