HellIsEmpty

Craig Johnson: Longmire – Hell is empty

clip_image002Der Roman des amerikanischen Schriftstellers Craig Johnson folgt vom Erzählstil her dem eines Detektivromans. Protagonist ist Sheriff Walt Longmire vom Absaroka County Sheriff Department, der die Geschichten in der ersten Person erzählt. Sein Amt übt er hier seit dreißig Jahren aus.

Absaroka County liegt in Wyoming nahe des Bighorn-Gebirges und nahe eines Indianerreservats. Deshalb gibt es neben dem Polizeiteam von Longmire, welches außerhalb der Reservation zuständig ist, eine Reservatspolizei. Johnson hat mit der Nähe zum Reservat die Chance ergriffen, über das heutige Leben der Indianer zu berichten und darüber hinaus alle polizeilichen Ermittlungen etwas mystisch anzuhauchen.

Der hier besprochene Roman erschien 2011 innerhalb der Walt Longmire Mysteries-Reihe, in welcher Longmire der Chefermittler ist. Jeder Roman kann ruhigen Gewissens für sich alleine gelesen werden. Bei „Hell is empty“ geht es zunächst darum, dass Raynaud Shade, ein adoptierter Crow Indianer gerade gestanden hat, vor zwanzig Jahren einen Jungen ermordet und in den Bighorn-Bergen verscharrt zu haben. Die Leiche soll im Amtsbereich von Longmire liegen. Bei einem Gefangenentransport von Shade und einiger weiterer Mörder, der durch das Reservat führen soll und außerdem vom FBI begleitet wird, brechen die Gefangenen aus. Dabei nehmen sie Geiseln mit. Von nun an beginnt eine Hetzjagd in Schnee und Kälte durch das Gebirge. Der Rädelsführer der Gefangenen hebt sich durch besondere Brutalität hervor. Longmire jagt dem Gangster lange Zeit alleine hinterher, leere Akkus kappen immer wieder die Kommunikation mit seinen Leuten und dem Freund Henry Standing Bear, einem Cheyenne. Geführt wird Longmire lediglich von der indianischen Mystik und einem Taschenbuch des Romans „Dante’s Inferno“. Longmires Abneigung gegenüber Smartphones macht ihn besonders sympathisch. Da begegnet ihm ein alter Indianer. Zufällig ist es der Großvater des Opfers, weshalb der brutale Ganove festgesetzt wurde. Ist diese Begegnung wirklich Zufall? Der Indianer hilft dem verletzten Sheriff. Doch der fragt sich immer wieder, ob er vielleicht wegen seiner geschwundenen Kräfte in der Eiseskälte halluziniert. Denn der Indianer verschwindet immer wieder so plötzlich wie er kommt. Obwohl er stets verspricht, an seiner Position zu bleiben.

Mir gefällt an diesen Longmire-Krimis besonders das für deutsche Verhältnisse exotische Setting. Wenn es kein Krimi wäre, könnte man ihn auch als modernen Wild-West-Roman einordnen. Was ihn nicht weniger spannend macht. Ich kann den Roman bestens empfehlen.

 

Johnson, Craig
Hell is empty
Originalfassung
Viking (Penguine Group)
ISBN 9780670022779

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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David Daniel: Herzjagd

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In dem dritten Roman um den Düsseldorfer Privatdetektiv Alexander Herz geht es erneut richtig zur Sache. Der ist nichts für zartbesaitete Leser.

Denn gleich zu Beginn wird, wie in Kriminalromanen oft üblich, jemand ermordet. Ermordet mag aber ein wenig untertrieben sein. Die Tierärztin und gleichzeitig engagierte Tierschützerin Anja Boberg, die in einem Schlachtbetrieb für die Überwachung der vorgeschriebenen Maßnahmen verantwortlich ist, wird in diesem Schlachthaus regelrecht abgeschlachtet, und schließlich wie ein Schwein an einen Haken gehängt in zwei Hälften zerteilt. Kommissar Lohmeyer von der Kripo ist zwar vom Dienst suspendiert, soll sich dennoch um die Aufklärung dieses Verbrechens bemühen. Er trifft im Umfeld der Toten auf viele Verdächtige. Es sind nicht wenige Menschen, die ein Motiv hätten, die Tierschützerin aus dem Weg zu räumen. Parallel zu diesem Geschehen bekommt Privatdetektiv und Ex-Kunsthändler Alexander Herz in seinen Aufträgen Probleme. Gestört wird er bei seinen Aufträgen von seinem alten Widersacher aus den vorhergehenden Romanen, dem schmierigen Kunsthändler Nicolas Narkov. Der hat Leute mit Gemälden betrogen und Herz geriet zwischen die Fronten. Kommissar Lohmeyer hilft seinem Bekannten Alexander Herz aus der Patsche. Dabei kommt ihm das erneute Zusammentreffen mit dem Privatdetektiv nicht ungelegen, denn er spannt den Detektiv sofort bei seinen Ermittlungen im Mordfall Anja Boberg ein. Herz lässt sich als verdeckter Ermittler in deren Tierschutzorganisation einschleusen, denn diese scheint eine wichtige Rolle im Mordfall zu spielen. Das Ganze entwickelt sich rasch zu einem brisanten Einsatz.

Wieder einmal hat es David Daniel geschafft, einen action-geladenen Krimi zu gestalten. Sicherlich können auch andere Kriminalautoren spannungsgeladene und rasante Krimis schreiben, aber Daniel schafft eine Atmosphäre für den Leser, die solch ein Gefühl von großem Kino aufkommen lässt. Schließlich schafft es die rasante Handlung, dass der Leser den Roman in kurzer Zeit absolvieren kann. Darüber hinaus gibt der Autor Einblicke in die Szene der Tierschützer genauso wie in eine wenig bekannte Szene, in welcher Menschen den Sex mit Tieren legalisieren wollen. Alles in allem bietet er aufschlussreiche Informationen verpackt in einem rasanten Ermittlungskrimi, der einem das Buch nicht aus der Hand legen lässt, bis man es durch hat. Dass der Roman zusätzlich noch in Düsseldorf beheimatet ist, ist für das Geschehen unwesentlich.

Wie schon die vorhergehenden Herz-Krimis kann ich auch Herzjagd bestens empfehlen.

Daniel, David
Herzjagd
KBV-Verlag, Hillesheim
ISBN 9783954411870

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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Robert B. Parker: Tod im Hafen

clip_image002Mit der fünften, von mir gelesenen, deutschen Übersetzung eines Jesse-Stone-Romans geht es in einen tiefen Sumpf.

Im Hafen der Kleinstadt Paradise, in der Jesse Stone Polizeichef ist, wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Schnell findet Stone heraus, dass es sich um ein junges Mädchen aus Florida handelt. Florence war attraktiv, reich und hatte eine Vorliebe für außergewöhnliche Sexspiele. Keine gute Gemengelage, denn alles zusammen scheint ihr zum Verhängnis geworden zu sein.

In Paradise findet gerade eine Segelregatta statt. Der Hafen ist überfüllt mit Jachten. Auf einer von ihnen aus Fort Lauderdale wurde Florence zum letzten Mal lebend gesehen. Doch sowohl der Besitzer als auch die Mannschaft halten sich mit Auskünften und Informationen bedeckt. Auch die beiden Schwestern von Florence, blond und braungebrannt, hüllen sich eher in Schweigen, als dass sie der Polizei bei ihren Ermittlungen helfen. Die Vernehmung der Eltern ist ebenso erfolglos. Diese scheinen sehr unbeteiligt und uninteressiert an ihrer Tochter. Im Gegenteil, sie streiten sogar ab, eine Tochter namens Florence zu haben. Jesse Stone muss einen Wirrwarr aus Sex, Lügen und Verdrängung Herr werden.

In diesem Roman hat sich Parker einmal mehr neuen Figuren zugewandt, die eine wesentliche Rolle spielen. In den Hintergrund ist das Polizeiteam von Stone getreten, die in den anderen Romanen für unterschwellige Dialoge sorgen. Da es im vorliegenden Roman Verflechtungen mit Florida gibt, bekommt Jesse Stone Amtshilfe (inoffiziell) von einer Kollegin, die nicht unwesentlich an den Ermittlungen beteiligt ist. Auch sein Kollege Healy aus Boston unterstützt ihn tatkräftig. Wohltuend beinahe ist, dass Stone den gesamten Roman über trocken (im Sinne von „abstinent“) ist. Er selbst verkündet auch manchmal stolz zu sein, elf Monate keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt zu haben. Dem Leser kann er so manches Mal leidtun, wenn seine Gesprächspartner ein Glas Wein oder einen Whiskey trinken und er sich mit Cola betrinkt. Dafür bekommt die Liebe zu seiner Ex-Frau Jenn eine neue Chance.

Ein Jesse-Stone-Roman, den man bis zur letzten Zeile nicht aus der Hand legt.

Parker, Robert B.
Tod im Hafen
Aus dem Amerikanischen von Bernd Gockel
Pendragon, Bielefeld
ISBN 9783865324160

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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Martin Schüller: Kunstblut

clip_image002„Kunstblut“ ist der Debütroman des Kölner Schriftstellers Martin Schüller. Dieser Roman wurde vom Verlag neu aufgelegt. Viel bekannter von Schüller sind mittlerweile seine Allgäu-Krimis, die in Garmisch-Patenkirchen beheimatet spielen, und nach dem Debüt entstanden sind. Zur Zeit des Entstehens dieses Romans hatte Schüller noch nicht das Allgäu für sich entdeckt.

„Kunstblut“ spielt in Düsseldorf, und wie der Name erahnen lässt, in der Szene der Künstler und Kunstakademie. Protagonist ist Jo Kant, der beste und eleganteste Privatdetektiv der Stadt. In dieser Funktion beschattet er einen Mann – vermeintlicher Ehebruch, lukrativ für Detektive – und sitzt in seinem Auto vor einem Bürokomplex. Dann wird er plötzlich von Schüssen und klirrendem Glas aus seinen Gedanken gerissen. Eins, zwei, haste nicht gesehen, hat sich ein Mann in sein Auto auf den Beifahrersitz gesetzt und hält ihm eine Knarre unter die Nase. Damit bewegt er Jo zu einer Fahrt nach Frankfurt und erfährt, dass dieser ihn beschattet hatte und deshalb nicht gerade zufällig vor dem Bürohaus stand, als er überfallen wurde. Rasant geht es durch Düsseldorf in Richtung Köln und daran vorbei. Jo Kant hatte eigentlich nichts Spektakuläres erwartet. Doch ihm war natürlich klar, dass sich der Mann auf der Flucht befand. Dessen Geschäftspartner ist ermordet worden. Kants Freunde bei der Polizei bleibt nicht verborgen, dass er mit dem vermeintlichen Täter zu tun hatte. Aber Kant kann sich nach dem Gespräch während der Autofahrt nicht vorstellen, dass sein Fahrgast der Mörder sein soll. Doch dann wird dieser in Frankfurt tot aufgefunden.

So rasant wie die Autofahrt geht es auch in diesem Krimi zur Sache. Ein Verdächtiger nach dem anderen wird präsentiert. Wichtige Figuren tragen die Eigenschaften einiger zeitgenössischer Persönlichkeiten aus Düsseldorfs Kunstszene. Und die japanische Mafia ist schließlich auch mit von der Partie.

Ein spannender und sehr unterhaltsamer Detektivroman, dem das Debüt nicht anzumerken ist. Mit Witz und Humor stupst Martin Schüller seine Leser in eine Szenerie, die möglicherweise auch nur mit einem zwinkernden Auge zu erfahren ist.

Schüller, Martin
Kunstblut
emons, Köln
ISBN 9783897052895

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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