Klaus Stickelbroeck: schnell erledigt

clip_image002Beinahe hätte ich gesagt: Das wird auch Zeit. Der zu den Krimi-Cops gehörende Klaus Stickelbroeck hat nach vier erfolgreichen Detektivromanen um den Düsseldorfer Privatdetektiv Hartmann nun im KBV-Verlag einen Sammelband seiner vielen Kurzkrimis veröffentlicht. Kurzgeschichten zu perfektionieren scheint eine seiner leichtesten Übungen. Viele von Ihnen sind bereits zuvor in Anthologien unterschiedlichster Verlage veröffentlicht. Doch in dem nun vorgelegten Erzählband sind neben einigen seiner „Klassiker“ viele noch nicht veröffentlichte Geschichten enthalten. Um der Vielfalt Ausdruck zu verleihen, wurde dem Buch der Untertitel „Kurzkrimis mit und ohne Hartmann“ verliehen. Schließlich zeigt sich, dass der Autor nicht nur Hartmann kann. Insgesamt fanden 25 Krimis unterschiedlichster Stile Einzug in das Buch. Die Kürze nund Agbeschlossenheit ist natürlich ideal für immer Zwischendurch.

Spannend und rasant sind die Geschichten in jedem Fall. Doch der oft flappsige, manchmal auch weibliche, Erzähler, der mal in der dritten, mal in der ersten Person über das Geschehen berichtet, versteht sich auf die unterschiedlichsten Varianten des Humors. Spürt man in einer Geschichte den Schalk im Nacken des Autors, so erscheint eine andere Geschichte schon sehr makaber („Hasi soll nicht sterben!“). Lebensrettung ist nicht immer gleich Lebensrettung und hat manchmal handfeste monetäre Gründe („Aussichtslos“). Interessant wird es auch, wenn ein Täter erzählt („Dreckig“), oder jemand gesteht, dass Muttertag nicht sein Ding ist.

Es ist die Vielfalt der knackigen, kurzweiligen Geschichten, die mich an diesem Buch begeistert, die immer wieder wechselnden Blickwinkel, die perfektionierte Pointe in jeder Geschichte. Wird man zu Beginn einer jeden Geschichte sehr schnell in das Setting hineingezogen, anhand amüsanter und ungewöhnlicher Vergleiche und Bilder in den Zustand versetzt, als würde man einen Roman lesen, so wird man am Ende kurz und bündig von einer wundervollen Pointe überrascht. Dafür gebe ich gerne volle Punktzahl.

Klaus Stickelbroeck
Schnell erledigt – Kurzkrimis mit und ohne Hartmann
KBV, Hillesheim
ISBN 9783942446921

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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Stefanie Koch: CROSSMATCH: Das Todesmerkmal

clip_image002Wer die anderen Bücher von Stefanie Koch, die schon mal vom EXPRESS als Donna Leon vom Rhein bezeichnet wurde, und ihren Kommissar Lavalle kennt, der weiß, dass er Spannung erwarten kann und darf. Der Begriff des Thrillers ist nicht umsonst auf den Umschlag gedruckt. Die Handlung, welche dieses Mal ohne Lavalle auskommen muss, spielt größtenteils in Düsseldorf, der Stadt der Schönen und Reichen. Für Kommissarin Lea Willach steht eine neue Leiche ins Haus, eine Leiche, die um alle lebenswichtigen Organe beraubt worden war. Sie war explantiert worden. Schnell bekommen Lea und ihre Kollegen heraus, dass es sich dabei nicht um einen freiwilligen Organspender handelt. Sie kommt einer internationalen Organisation, genannt Q21, auf die Spur, die im Auftrag reicher Kunden vor nichts zurückschreckt, um an passende Organe zu gelangen. Diese Erkenntnis bringt sie in das Visier einer ebenfalls international agierenden Polizeieinheit, die sich mit ebenfalls ungewöhnlichen Methoden anschickt, die Q21 zu stoppen. Methoden, die Lea nicht ohne weiteres gutheißen kann. Die Autorin hat sich in ein Milieu begeben, welches erst vor kurzer Zeit in den Medien seine Runde machte. Die Recherchen eröffneten ihr Ungeahntes. Wenn man das mit dem Wissen um die Spionage seitens der NSA und anderer Geheimdienste zusammenbringt, dann wird alle fiktive Handlung in dem Thriller authentisch und plausibel. Die rasante Handlung wird gekonnt durch die Montage der Szenen (Probleme in der Familie, Koma ihres bisherigen Lebensgefährten etc.) mit so manchem Cliffhanger befördert. Das Buch lässt sich kaum aus der Hand legen, während man mit der Protagonistin Lea der größten Mafiaorganisation Q21 hinterherjagt. Ausgefeilte, zeitgenössische und plausible Dialoge, die den meisten Teil der Handlung beschreiben und nur von kurzen erzählenden Passagen unterbrochen werden, sind ein beliebtes Mittel, ein Handlung voranzutreiben, wobei sich der Leser in die Handlung hineinversetzt sieht. Kleine Anspielungen auf die Kollegen der schreibenden Zunft sind ebenfalls geschickt eingeflochten und fallen nur Insidern oder absoluten Krimiliebhabern auf. So spannend-verwirrend die Handlung ist, so schafft es Stefanie Koch, in einer verwirrenden Doppeldeutigkeit einzelnetr Sätze das Misstrauen beim Leser wachzuhalten. Während eine Figur von einem Kind spricht, im nächsten Satz an ein Kind denkt, sollte der Leser nicht unbedingt glauben, dass es sich in beiden Fällen um ein und dasselbe Kind handelt. Das ist Thrill pur.

Aber so sehr ich auch Geschichten mag, hat das Buch doch einen leichten bitteren Beigeschmack. Der Satz ist völlig daneben und entspricht nicht dem eines Buches. Auseinandergezogene Zeilen wegen des Blocksatzes ohne Silbentrennung und viele fehlende Leerzeichen, die aus zwei Wörtern eines machen, zwingen oft zum nochmaligen Hinschauen beim Lesen. Doch hält mich das mangelnde drucktechnische Handwerk nicht davon ab, dem Buch vier von fünf Sternen zu geben. Das Lesevergnügen war ja (fast) perfekt.

 

Koch, Stefanie
CROSSMATCH: Das Todesmerkmal
dot.books, München
ISBN 9783955200480

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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Johanna Marthens: London Calling – Der lange Weg zum Ruhm

clip_image002 Susanne Pagels, genannt Suzie, hatte bereits als Kind den Bolzplatz geliebt. Sie wollte nie etwas anderes machen, als Fußball zu spielen. Da wundert es nicht, dass sie nach wie vor engagiert im Frauenfußball ist. Sie spielt beim 2. FFC Turbine Potsdam. Die Fußballwelt, besonders die des Frauenfußballs, ist ihr Leben. Ihr größter Wunsch ist es, in der Frauenfußballnationalmannschaft zu spielen. Sie kennt bereits viele Spielerinnen aus der Nationalmannschaft, weil sie mit diesen gelegentlich zusammen trainiert und sozusagen als Sparringspartner mit ihnen Fußball spielt. Doch dann passiert ein Unglück. Die Nationalspielerin Tanja Klemme fällt wegen Krankheit aus. Es sind nur noch wenige Wochen bis zu den Olympischen Spielen. Tanja Klemme wird bis dahin nicht wieder fit sein. Doch es ist genau diese Fußballerin, die Suzie als Ersatz für sich bei der Fußballbundestrainerin Silvana Gier empfiehlt. Die Bundestrainerin macht sich schlau, spricht mit Suzies Trainer bei Turbine Potsdam und schaut sich einige Videos zum spielerischen Können von Suzie an. Suzie erhält tatsächlich die einmalige Chance, bei den Olympischen Spielen in Großbritannien im Team der Frauenfußballnationalmannschaft dabei zu sein. Suzie kann es nicht glauben, dass ihr so viel Glück widerfährt. Obwohl es auf den Unglück einer anderen Spielerin passiert. Aber die Olympischen Spiele werden alles andere als ein schönes Urlaubserlebnis für Suzie. Ihr spielerisches Können steht außer Frage, doch lastet ein ungemeiner Druck auf ihr. Sie möchte es allen beweisen. War sie bei Turbine Potsdam der Star, so ist sie in der Nationalmannschaft ein unbeschriebenes Blatt, selbst wenn einige Spielerinnen sie bereits kennen.

Der Autorin ist es hervorragend gelungen, den Weg in die Nationalmannschaft auf spannende und unterhaltsame Weise zu beschreiben. Im Roman wird mit vielen Höhepunkten und Rückschlägen gearbeitet, so wie es einer Nationalmannschaft bei einem solch großen Wettbewerb passieren kann. Bei einer Weltmeisterschaft oder bei den Olympischen Spielen ist das erringen der Meisterschaft nicht einfach ein bequemer Durchgang. Der Weg ist steinig und eine Mannschaft muss mit vielen Unwägbarkeiten rechnen. Diese Unwägbarkeiten wurden hervorragend als Spannungsmomente in die Handlung eingearbeitet. Der Leser fiebert nicht nur mit Suzie mit, sondern er fiebert auch mit der Mannschaft um den Titel des Olympiasiegers mit. Höchst emotional werden von Johanna Marthens viele Momente auf dem Weg in die vollwertige Mitgliedschaft der Nationalmannschaft beschrieben. Sehr authentisch werden Spielstrategien, Taktiken, Presseinterviews und Pressestatements an den Leser überbracht. Der hat zwangsläufig den Eindruck, die Autorin dieses Romans wisse ganz genau, wovon sie erzählt. Ein kleines Schmunzeln kann sich über das Gesicht des Lesers ausbreiten, wenn er den einen oder anderen Namen, der im Roman handelnden Figuren, liest. Ob es sich dabei nun um die fiktive Topspielerin Birgit Prinzen oder den fiktiven Fernsehmoderator Josef Clay Gerner handelt, der Leser weiß, wer gemeint ist.

Ein Roman, der definitiv für Fußballfans gemacht wurde, aufgrund seiner spannenden Unterhaltung aber nicht nur für diese Zielgruppe. Vielleicht mögen sich viele weibliche Leserinnen besonders angesprochen fühlen, aber dem muss nicht unbedingt so sein. Die passende Sommerlektüre, zumal unsere Damen momentan doch wieder spielen. Mir hat die Lektüre außerordentlich viel Spaß gemacht. Ich vergebe dafür fast alle Punkte.

Marthens, Johanna
London Calling – Der lange Weg zum Ruhm
Ebook
Netnovela Verlag

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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