Robert B. Parker: Die Tote in Paradise

clip_image002Diese Jesse-Stone-Roman verlief ganz anders als die drei zuvor von mir besprochenen Romane des amerikanischen, leider schon verstorbenen, Schriftstellers Robert B. Parker. Der Stil blieb natürlich unverändert, nur war das Tatgeschehen nicht parallel zu den Ermittlungen miterlebbar. Dieses Mal ermittelt der alkoholabhängige Polizist, der in LA wegen seines Problems gefeuert worden war und an der Ostküste in einem kleinen Kaff namens Paradise den Job des Polizeichefs erhielt, in einem einzigen Handlungsstrang. Ein klassischer Ermittlerkrimi, bei dem der Schritt, den die Ganoven (meist) voraus sind, nicht mit einem Blick auf deren Szene gesehen werden kann. Dieser Stil bedeutet keines Falls, dass der Roman an Spannung verliert. Die Figur des Jesse Stone (in den Filmen von Tom Selleck gespielt) wird tiefer beleuchtet, die Frage, ob und wie er an den Täter gelangt, wird detailreicher geschildert.

Es wird die Leiche eines jungen Mädchens gefunden, eines Teenagers. Bereits bei der Feststellung ihrer Identität stößt Jesse mit seinem Team auf Ungereimtheiten. Das Mädchen war nicht mehr zur Schule gekommen, ein Gespräch mit ihren Eltern erfolgte ergebnislos, denn diese behaupteten, keine Tochter mit ihrem Namen zu haben. Die Ermittlungen führen zu den Geschwistern und schließlich zu einer Nonne, die sich in Boston, aus der das Opfer stammt, einem sozialen Projekt verschrieben hat. Sie möchte minderjährige Mädchen vor dem Absturz in die Prostitution bewahren.

Wie gewohnt sind die dienstlichen Belange eng mit dem Privatleben Jesse Stones verknüpft. Jesse lernt die Lehrerin des Opfers kennen. In amüsanter Weise flirten beide miteinander und nähern sich einander an. Lilly Summers ist nach einem ausgezehrten Leben endlich wieder in der Lage zu lieben. Als sie Jesse ihre Liebe gesteht, möchte er ihr diese Liebe nicht im gleichen Maße bestätigen. Wohl aber bietet er ihr eine feste Freundschaft an. Jesse hat immer noch nicht die Hoffnung aufgegeben, seine Ex-Frau wieder zurückzuerobern. Schließlich trifft er sie auch in diesem Roman mehr als ein Mal.

Wer diesen Roman zur Hand nimmt, und das ist jedem zu empfehlen, der Krimis mag, der wird

· einen zweifelnden Ermittler erleben, dessen Privatleben betreffend, aber

· einen knallharten Cop, das dienstliche Geschehen betreffend,

· liebenswerte Polizeikollegen und andere Leute kennenlernen.

Jesse Stone ist eine höchst interessant gestaltete Figur von Robert B. Parker, der zuvor auch schon den in vielen Fernsehfolgen verfilmten Privatdetektiv Spenser (mit Robert Urich in der Titelrolle) geschaffen hatte. Ich frage mich nach diesem vierten Jesse-Stone-Roman immer noch: Was war zuerst da? Die fiktive Figur Jesse Stone? Oder der Schauspieler Tom Selleck, dem die Figur auf den Leib geschrieben scheint. Möglicherweise ist daran aber auch die deutsche Übersetzung schuld? Sie ist jedenfalls sehr gut gelungen.

Auch für diesen Roman ein „Daumen hoch!“.

Parker, Robert B.
Die Tote in Paradise
Aus dem Amerikanischen von Bernd Gockel
Pendragon, Bielefeld
ISBN 9783865323699

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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Düsseldorf rechtsrheinisch – u. a. von Horst Eckert, Klaus Stickelbroeck u. v. a.

Im Jahre 2012 kam bei uns das kleine Büchlein „Düsseldorf linksrheinisch“ heraus. AutorInnen und Verlag waren sehr erfreut über den Erfolg dieses Buches. Jetzt legten sie nach und haben sich bemüht, eine spannende und unterhaltsame Anthologie mit Geschichten von der … Weiterlesen

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Werner Toelcke: Totenschein inklusive

imageVielleicht mag man sich ja wundern, dass ich den Krimi eines Selbstverlegers bespreche. Das hat natürlich seinen Grund. Das hier besprochene Buch hatte ich bereits in den 1970er Jahren gelesen. Es war unter einem anderen Titel in der DIE-Reihe in der DDR erschienen. DIE steht für Delikte, Indizien und Ermittlungen. Der Autor war in der DDR ein sehr renommierter Schauspieler, Drehbuch- und Buchautor, bevor er Anfang der 1980er Jahre in den Westen ging und dort noch Drehbücher für das ZDF schrieb. Seine teils mehrteiligen Fernsehkrimis waren für die damalige Zeit den Francis-Durbridge- und Stahlnetz-Krimis vergleichbar. Als Autor hatte er sich eine Besonderheit in der DDR-Medienszene herausgenommen: Seine Geschichten spielten alle in der Bundesrepublik. Auch das hatte seine Grund: In der DDR durfte es keine Morde geben. Mit den Verbrechen im Nachbarstaat tat man sich leichter. Dadurch wurden die Krimis von Toelcke aber auch immer etwas exotisch und man hatte das Gefühl, Westfernsehen eingeschaltet zu haben, wenn man seine Filme sah. Das vorliegende Buch steht heute immer noch in meinem Bücherregal und ich war erfreut, den Namen Werner Toelcke wenigstens in den digitalen Verkaufsregalen wiederzufinden.

Nach vielen Jahren Abwesenheit kehrt Henry Berger aus Mexiko nach Deutschland zurück. Als er seine Mutter in Hamburg besuchen will, muss er feststellen, dass das Haus, in dem er ihr eine Wohnung gekauft hatte, gar nicht existiert. Er begibt sich auf die Suche und trifft auf seine alten Freunde und Bekannte. Dabei auch seine Freundin von damals, die eigentlich seine Frau hätte werden sollen. Er erfährt, dass seine Mutter in der Seniorenresidenz, in die sie gebracht worden war, nach nur sehr kurzer Zeit verstorben ist. Berger stellt Fragen nach dem Geld. Welches Glück für eine Seniorenresidenz, wenn ihre Mitglieder sich für 100.000 DM einkaufen und dann nach zwei Monaten versterben. Ein wahrer Segen. Als er den „Gönner“ zur Rede stellen will, trifft er diesen nur tot in dessen Appartement. Für viele, u. a. dem Hauptkommissar, ist die Sache klar: Berger ist der Mörder, zumal er vor etlichen Jahren bereits einmal wegen Totschlags verurteilt worden war. Seitdem gilt er als Totschläger und ist jetzt wieder der beste Sündenbock.

Ein von Anfang an spannender Roman. Bis zum Schluss bekommt der Leser keine Ahnung davon, wer der Täter sein könnte. Immer wieder kommen neue oder bekannte Personen in Verdacht, ein aufs andere Mal schlägt die Handlung eine unerwartete Richtung ein. Neben der Spannung zieht der Krimi seinen besonderen Charme aus der Zeit, in der er spielt: Mitte der 1970er Jahre. Man muss sich damit abfinden, dass die Ermittler noch kein Handy haben. Sollte aber nicht schwer fallen. Maigrets und Holmes werden heute auch noch gelesen und hatten auch kein Handy. Davon abgesehen ist die Handlung sehr aktuell und könnte ohne weiteres in der heutigen Gesellschaft spielen. Denn natürlich geht es auch um geldgierige Baulöwen, korrupte Politiker, betrogene Anleger und schnell gefundene Opfer.

160.000 gedruckte und verkaufte Bücher in den Jahren 1978 bis 1995 sind schon eine Hausnummer, die einen Rezensenten nicht unberührt lassen. Gepaart mit der spannenden und sanften Handlung ist dieses Buch eine Empfehlung wert.

 

Toelcke, Werner
Totenschein inklusive
Selbstverlag
Kindle-Edition

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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a book cover with a truck

»Eiskalt« von Robert B. Parker

Es gibt Bücher, da hat man das Gefühl, nach Hause zurückzukehren. Die Jesse-Stone-Reihe gehört in meinem Falle dazu. Ich hatte nur den ersten Satz des zweiten Kapitels in dem dritten Buch, welches ich bislang vor der Nase hatte, gelesen und war sofort gefangen. Die Örtlichkeiten, das Setting, die Figuren – neben Jesse vor allem Suitcase und Molly, aber auch andere –, die Stimmung: Alles schien mich willkommen zu heißen.

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Arno Strobel: Der Sarg

clip_image002In Köln treibt ein Serientäter sein Unwesen. Er entführt Frauen und begräbt sie lebendig in einem Sarg. Doch damit nicht genug: Er spielt mit der Polizei. Ergibt ihnen Hinweise. Doch sobald diese den Sarg gefunden haben, ist die Frau darinnen tot. Zur gleichen Zeit glaubt eine erfolgreiche Geschäftsfrau, Mitte Dreißig, ihrem Verstand anzweifeln zu müssen. Sie hat Gedächtnislücken und findet sich in mancher Situation wieder, ohne sich daran zu erinnern, wie sie in diese Situation gekommen ist, was sie in den Minuten oder Stunden zuvor gemacht hat. Immer wiederkehrend ist ein Traum, bei dem sie in einem Sarg aufwacht. Auch hier weiß sie nicht, wie sie in den Sarg hineingekommen ist. Doch wenn der Traum vorbei ist, liegt sie in ihrem Bett, mit Blutergüssen und Kratzern an ihrem Körper. Sie verzweifelt.

In diesem Psychothriller bekommt ein Team vom Kölner KK11 eine sehr harte Nuss zu knacken. Der Leser des Buches nicht minder. Allzu lose werden verschiedene Handlungsstränge zwischen die Seiten gelegt, bevor sich erst zum Schluss alles zu einem Ganzen zusammenfügt. Jeder Strang hält mögliche Motive und Täter bereit, die man als Leser gern in seine eigenen Überlegungen einbezieht. Was die Beschreibungen der Situationen im Sarg angeht, so möchte man glauben, Strobel hätte sich selbst probeweise in einem solchen einschließen lassen. So authentisch kommen die Ängste der Opfer beim Leser an. Die Spannung wird durch die diversen Stränge von vorne bis hinten gehalten, aber auch innerhalb eines Strangs. Das Buch lässt sich so kaum aus der Hand legen.

Ein Psychothriller mit hohen Rätselpotential. Allein dadurch schon lohnt es sich, ihn zu lesen.

 

Strobel, Arno
Der Sarg
S. Fischer, Frankfurt
ISBN 9783596191024

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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Martin Conrath: Der Schmerzsammler

 

clip_image002Martin Conrath schreibt Krimis und als männlicher Part von „Sabine Martin“ historische Romane. ARD-Tatorte wurden von ihm zu Romanen gemacht. Mit dem „Schmerzsammler“ geht er mit einer neuen Protagonistin das Genre der Psychothriller an.

Die Protagonistin Fran Miller ist Fallanalytikerin und Sektenbeauftrage beim LKA in Düsseldorf. Sie betreibt einen ungewöhnlichen Ausgleichssport: zum „Herunterkommen“ braucht sie den Kick einer Extremsportart. Ein Partner im Team ist Bruno Rheinstahl, ein väterlicher Freund, den die Deutsch-Amerikanerin im Alter von zehn Jahren durch ihren Vater, ebenfalls Polizist, kennengelernt hat. Dritter im Team ist Günther Anleder, ebenfalls Profiler und spezialisiert auf geistige Krankheitsbilder. Alle gehören zur Abteilung „Operative Fallanalyse“, die aus Forschungsgeldern finanziert wird und nicht täglich draußen im Einsatz ist. Momentan sind sie weit in die Satanistenszene abgetaucht und haben dort ihr Betätigungsfeld. Der Anruf eines Polizeikollegen aus Hamburg zieht zunächst Fran, dann das Team in einen aktuellen Fall. Der Hamburger ermittelt in einem Mordfall und hegt Vermutungen, dass er etwas mit der satanischen Sekteszene zu tun haben könnte. Da er von der „Teufelsbraut“ Fran Miller gehört hat, bittet er sie um eine Einschätzung. Sie zieht sofort ihre Kollegen hinzu. Doch dann werden sie zu einem aktuellen Fall in Düsseldorf abgezogen: Grabschändung mit Anzeichen einer Schwarzen Messe. Ein klarer Fall für das Team. Keine Auszeit von der Forschung im Sektenmilieu, sondern praktische Unterstützung aus der Realität.

In verschiedenen Strängen wird auf den Showdown am Ende des Romans hingearbeitet. Zunächst scheinen alle Stränge zusammenhanglos. Zunächst die Polizeiarbeit, dann die Mitglieder einer Satanistengruppe, das Vorgehen eines äußerst brutalen Täters und schließlich der Drangsal der Opfer.

Natürlich geht man als Liebhaber von Krimis und Thrillern davon aus, dass alles irgendwie zusammengehört. Doch in welcher Weise ist sehr spannend vom Autor verpackt. Schließlich führt es doch zu einer unerwarteten Lösung. Einerseits als Leser erfüllt ist es andererseits schade, denn man weiß, dass der Roman nun fast beendet ist.

Aus unterschiedlichen Perspektiven werden die Stränge erzählt. In der dritten Person wird von der Ermittlungsarbeit und von den Opfern des Täters erzählt. Mittels Ich-Perspektive schlüpft der Leser in die Figur des Täters. Das ist besonders perfide, denn eigentlich möchte man nicht der Täter sein. Denn der geht extrem brutal vor sich. Schließlich sammelt er wie andere Briefmarken die Schmerzen seiner Opfer. Und die schönsten Schmerzen erreicht er bei ihnen kurz vor deren Tod.

Conrath hat für diesen Thriller ein interessantes Figurenensemble geschaffen, welches in vielen Teilen denen anderer aktueller Krimis und Thriller entspricht: der väterliche Freund, die Kumpanei unter Kollegen, die nur auf Karriere bedachte Chefin. Doch der Protagonistin Fran(ziska) Miller hat er eine besondere Vergangenheit verpasst, der man gerne noch weiter auf die Schliche kommen möchte, was im Herbst wohl mit einem Folgeroman passieren kann.

Viele kleine Szenen sind nichts für schwache Nerven. Den Lesern, die sich starken Nervenkitzel wünschen, ist der Thriller in jedem Fall empfohlen.

 

Conrath, Martin
Der Schmerzsammler
Bastei-Lübbe, Köln
ISBN 9783404168071

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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Schatten über Sanssouci

Oliver Buslau: Schatten über Sanssouci

clip_image002Wer es als Krimiliebhaber gerne historisch mag, der kann sich ruhigen Gewissens diesen Kriminalroman zu Gemüte führen, der im Umfeld des sich für schöne Künste interessierenden Preußenkönigs Friedrich spielt. Obwohl Friedrich der Große auch Kriege führt und seine Soldaten einem harten Drill unterzieht, möchte er gerne als Künstler, oder zumindest Kunstliebhaber, und Philosoph geachtet sein. Das Spiel auf der Querflöte hat es ihm angetan. So gelangte der Musiker Quantz an den Hof nach Potsdam und wurde Kammermusiker und Flötenlehrer von Friedrich. Neben dem Komponieren und Musizieren baut er außerdem Flöten für den König. Quantz hadert mit sich selbst. Ihm scheinen die Ideen für neue Stücke und Konzerte auszugehen, von denen er nahezu wöchentlich ein neues liefern muss. Doch dann kommen die Noten eines Konzertes abhanden. Zusätzlich verschwindet ein Lakai. Eigentlich eine unbedeutende Person, aber es scheint ein Zusammenhang zu bestehen. Friedrich, der dabei ist, eine Kriminalpolizei nach französischen Vorbild aufzubauen, beauftragt seine „Polizei in Zivil“, das Verschwinden aufzudecken. Doch der auf Karriere bedachte Weyhe hat nichts Besseres zu tun, den Musikus Quantz zu verdächtigen und ihm nicht nur das Verschwinden der Noten sondern auch den Mord an dem inzwischen tot aufgefundenen Lakaien anzuhängen. Auch Friedrich wendet sich von seinem Hofmusiker ab. Nur in dem französischen Philosophen La Mettrie findet Quantz einen Gefährten, der ihn zu unterstützen vorgibt.

Oliver Buslau hält sein Wissen rund um die Musik und das Leben am Hofe des Preußenkönigs nicht zurück. Eingebettet in eine mit dem Fortgang des Lesens immer spannender werdende Geschichte vermittelt er viel von den Personen am Hofe. Er erzählt Anekdoten über Bach, Friedrichs Schwester Amalie und anderen Leuten, die ebenso unterhaltsam sind wie der Kriminalfall selbst. Gut recherchiert und filigran ausgearbeitet wird über die mathematischen Möglichkeiten einer Komposition philosophiert. Eine real existierende Komponiermaschine scheint Gestalt anzunehmen. Die Musik versteht Buslau so bildhaft wiederzugeben, dass man meint, sie beim Lesen zu hören. Genauso wie man ständig die straffen Schritte der Wachen und Patrouillen auf dem Pflaster der Garnisonsstadt Potsdam zu hören glaubt. Der Leser leidet mit, wenn Quantz an seiner Ideenlosigkeit verzagt und möchte ihm gerne Hilfestellung geben, wenn er es doch könnte.

Oliver Buslau hat einen ungeheuer interessanten und spannenden Krimi geschrieben, der den Leser in eine Epoche Deutschlands abtauchen lässt, die noch gar nicht so lange her ist und die beinahe eine Grundlage des deutschen Charakters liefert, wenn man an die darauffolgenden Sicherheitsbehörden der deutschen Staaten denkt. Spannung und Story, verbunden mit hoher Plausibilität bilden die Grundlage für eine volle Punktzahl.

Buslau, Oliver
Schatten über Sanssoucie
emons, Köln
ISBN 9783897058545

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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Annegret Koerdt: BrandHeiß

clip_image002Mord, Medien, Merckel – so das Motto der in Düsseldorf spielenden Kriminalromane von Annegret Koerdt. Nach FeuerRot folgte nun BrandHeiß und die reizende Privatdetektivin mit dem unverwechselbaren Namen Angela Merckel – mit „ck“ wohlgemerkt – hat wieder Grund genug, sich in die knallharten Ermittlungen der Polizei einzumischen.

Nach einem Fernsehinterview mit dem bundesweit bekannten Werbemenschen Hartwig von der Agentur P&S wird die TV-Moderatorin Babette Freudentaler in einem sehr renommierten Düsseldorfer Luxushotel Breidenburger Tor tot aufgefunden. Die Kriminalpolizei beginnt zu ermitteln. Etwa zur gleichen Zeit bekommt die Privatdetektei von Angela Merckel und ihrem Lebensgefährten Jan einen Auftrag von dem Geschäftspartner Hartwigs. Es wird in der Agentur spioniert. Wichtige Informationen über laufende Vergabewettbewerbe gelangen an die Konkurrenz. Ela und Jan sollen den Spion in der Agentur aufdecken. Dafür heuert sie undercover als Praktikantin in der Agentur an. Hier läuft sie allerdings, einen Freund der Familie, über den Weg. Tom ist bei der Kripo und ermittelt in Sachen Freudentaler. Beide kennen sich über Jan, der vor seiner Zeit als Privatermittler auch bei der Kriminalpolizei gearbeitet hat. Für Ela ist ein Mordfall wesentlich interessanter als ein Fall von Firmenspionage. Deshalb muss sich der Leser nicht wundern, dass sich die Privatdetektivin in die Mordermittlungen einmischt.

Annegret Koerdt hat einen leichten, lockeren, schnell zu konsumierenden Krimi zu einem tiefernsten Thema geschrieben, der es bei aller Lockerheit nicht an Spannung und Action vermissen lässt. Das meist aus der Werbebranche stammende Vokabular wird nicht überstrapaziert und selbst der Unbedarfte kommt mit, worüber die „Werbefuzzis“ reden. Real existierende Personen oder Institutionen haben einen fiktiven Namen erhalten, damit keine Rückschlüsse gezogen werden können. Von Beginn an wird der Leser in das Geschehen hineingezogen. Dennoch wird es im Verlaufe der Handlung zunehmend rasanter und die Wendungen kommen jedes Mal wie ein unerlaubter Tiefschlag beim Boxen. Da man als Leser gerne mitermittelt oder eher spekuliert, wird er mit der einen oder anderen Sackgasse rechnen müssen, bevor er zum Schluss mit der Auflösung konfrontiert wird.

Ein Kriminalroman, der Spaß macht, deren Figuren einem ans Herz wachsen – die Guten natürlich nur – und der einigen Lokalkolorit rüberbringt, obwohl er als Kriminalroman natürlich auch in der anderen Großstadt spielen könnte. Dafür gebe ich gerne die volle Punktzahl.

 

Koerdt, Annegret
BrandHeiß
ars vivendi, Cardolzburg
ISBN: 9783869132785

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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Robert B. Parker: Das dunkle Paradies

clip_image002Zugegeben: Als Fan des amerikanischen Schauspielers Tom Selleck (Magnum P.I.) kommt man kaum umhin, sich auch in Sekundärliteratur mit den Figuren zu befassen, die von ihm verkörpert wurden und werden. Das führte unweigerlich zu dem amerikanischen Schriftsteller Robert B. Parker, dessen bekannteste Serienfigur der Privatdetektiv Spenser, gespielt von dem Schauspieler Robert Urich, ist. Um dem Privatdetektiv etwas entgegenzusetzen, schuf Parker den Polizisten Jesse Stone. „Das dunkle Paradies“ erschien 1997 unter dem Titel „Night Passage“ und ist der erste Fall für den alkoholabhängigen L.A.-Cop.
Stone wurde in Los Angeles wegen seines Problems gefeuert. Er war in den Augen seiner Chefs nicht mehr polizeitauglich. Doch er hat Glück. Er bekommt ein Vorstellungsgespräch und wird Polizeichef in einem kleinen Örtchen namens Paradise an der Ostküste der USA. Eine ruhige und beschauliche Kleinstadt, in der er in aller Ruhe sein Alkoholproblem aus der Welt schaffen kann, denkt er. Doch er ahnt zunächst nicht, dass ihn der Stadtrat gerade deshalb als Polizeichef eingestellt hat, weil er Trinker ist. Auch die Herren Stadträte, allen voran ihr Obermuffti Hasty Hathaway, der gleichzeitig der Inhaber der ortsansässigen Bank ist, brauchen für die Abwicklung ihrer miesen Geschäfte Ruhe und vor allem keinen herumschnüffelnden Polizeichef.
Zentraler Angelpunkt des Romans ist die Figur des Jesse Stone. Die Aufklärung der Kriminalfälle sind unterhaltsame Nebensache. Jesse Stone ist reizvoll spannend mit seiner Vita. Zwar wollte Parker keinen zweiten Spenser schaffen, aber irgendwie schien ihm doch die Figur eines Privatdetektivs am Herzen zu liegen. Zwar ist Stone kein P.I., sondern Cop, aber die Probleme, die er mit sich herumschleppt, ähneln ganz denen eines Privatdetektivs. Sie lassen sich vielleicht auf den kleinen Nenner bringen: alkoholabhängiger Looser bzw. Underdog. Nach seinem Rausschmiss bei der Mordkommission von Downtown L.A. braucht er auch Abstand von seiner Freundin, die sich durch die Betten Hollywood hangelt, um eine Karriere als Schauspielerin zu starten. Der Job auf der anderen Seite der USA kommt ihm da gerade recht. Er mag zwar noch sein Problem mit dem Trinken haben, aber das heißt noch lange nicht, dass er nicht mehr für Recht und Ordnung eintreten kann. Schließlich gehörte er in L.A. nicht umsonst zu den erfolgreichsten Ermittlern mit einer hohen Aufklärungsquote.
Die Figur scheint dem Schauspieler Tom Selleck wie auf den Leib geschrieben. Doch sie ist es nicht. Es gab sie zuerst, dann wurde gecastet und Tom passte zu Jesse wie die Faust aufs Auge. Obwohl die Romanfigur wesentlich jünger als die Filmfigur ist, hat man dieses Alter schnell ausgeblendet. Denn wenn man die Jesse-Stone-Filme (sie gibt es auch in einer deutschen Fassung) zuerst gesehen hat, dann hat man beim Lesen eh immer das Gesicht der Filmfigur vor Augen. Und dann stimmt alles. Dann lehnt man sich zurück, spaziert durch eine amerikanische Kleinstadt, vergisst die Zeit und ist ständig getrieben von der Frage, ob Stone die Probleme in der Stadt und die in seinem Herzen und seinem Kopf in den Griff bekommt.
Dem Bielefelder Pendragon Verlag ist es zu verdanken, dass die Romane von Robert B. Parker, sowohl “Spenser” als auch “Jesse Stone”, in Deutschland auch auf Deutsch verfügbar sind. Der erste Fall für Jesse Stone hat meine Erwartungen voll erfüllt.

Parker; Robert B.
Das dunkle Paradies

Aus dem Amerikanischen von Robert Brack

Taschenbuch
Pendragon, Bielefeld
ISBN 9783865323552

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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